Tron Legacy Interview Jeff Bridges

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Was war der größte Unterschied bei der Arbeit an den beiden Filmen?
Nun ja, vor 27 Jahren setzte das Original neue Maßstäbe. Wenn man den Film jetzt allerdings anschaut, wirkt er wie eine alte schwarz-weiß-Fernsehshow. Zum Zeitpunkt der Arbeit am Original gab es noch kein Internet. Unsere Mobiltelefone mussten in diesen riesigen Koffern herumgeschleppt werden. Wir drehten auf 70 mm schwarz-weiß-Film und schickten ihn dann nach Korea, wo eine Truppe von Technikern jeden einzelnen Frame mit der Hand nachkolorierte, um die Anzüge zum Leuchten zu bringen. Jetzt schlägt „TRON: LEGACY" wieder ein neues Kapitel in Sachen Filmtechnologie auf. Wir sind nach AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA („Avatar", 2009) die zweite Generation der 3D-Filmemacher. Wir bringen die Technologie, die Jim Cameron eingeführt hat, auf die nächste Stufe. Heute leuchten unsere Anzüge tatsächlich und sie werfen sogar praktischerweise Licht auf die Gesichter der anderen Schauspieler. Zu den wirklich großartigen Leistungen, die Joe als Architekt bei diesem Film erbracht hat, gehört die gelungene Verbindung von realen Kulissen und CGI-Szenerien. Das Publikum wird sich schwer tun, die Grenze zwischen den Welten zu erkennen.

Wie verlief die Arbeit mit dem so unterschiedlich besetzten Ensemble?
Olivia Wilde und Garrett Hedlund waren großartige Kollegen. Sie haben sich körperlich und geistig extrem intensiv auf ihre Rollen vorbereitet. Drei oder vier Monate vor Drehbeginn studierten sie diverse Kampftechniken und Fähigkeiten für die Dreharbeiten ein. Und sie haben sich wirklich reingehängt. Ganz zu schweigen davon, dass ich sie auch menschlich sehr schätze. Obwohl die Arbeit natürlich viel Spaß machte, gab es doch einige Aspekte am Film, die eher unangenehm waren. Aber beide hatten sich darauf vorbereitet und gingen sehr professionell mit den Unannehmlichkeiten um.

Dank moderner Filmtechnik spielen Sie in „TRON: LEGACY" an der Seite ihres jüngeren Selbst. Wie hat das funktioniert? War das in gewisser Weise befreiend?
Ich gehe selbst sehr gerne ins Kino; üblicherweise verwendet man in großen Produktionen, in denen eine Person von einem kleinen Jungen zu einem alten Mann heranwächst, verschiedene Schauspieler für die einzelnen Altersstufen. Ich finde es jedes Mal wieder schwierig, mich in meinem Kinosessel auf den Wechsel der Darsteller einzustellen. Als Schauspieler finde ich es nun extrem befriedigend, zu wissen, dass ich mich bzw. meine Rolle in jeder Altersstufe, vom Säugling bis zum Greis, selbst spielen kann. Es ist wirklich aufregend, an dieser bahnbrechenden Entwicklung teilhaben zu dürfen.

Wo hat ihr Alter Ego Kevin Flynn all die 27 Jahre gesteckt?
Kevin ist in den Computer hineingegangen und konnte nicht mehr raus. Wie das genau passiert ist, werde ich hier nicht verraten, aber er ist da über 20 Jahre lang festgehangen. Und da treffen wir ihn auch wieder.

Was ist mit dem Inneren des Computers und der Außenwelt in dieser Zeit passiert?
Draußen hat sich die Welt in etwa dahin entwickelt, wie wir sie heute kennen. Im Computer hat der Zustand aus „TRON: DAS ORIGINAL" Metamorphosen durchlaufen, manche hin zum Schönen, manche eher unschöner Natur.

Weshalb ist das Interesse der Fans an dieser Story all die langen Jahre nicht abgeebbt? Welche Kräfte sind da am Werk?
Ich weiß von Michael Sheen, dass er, als er den Film als Elfjähriger gesehen hat, völlig hingerissen war. Und diese Faszination hat ihn bis heute begleitet. Er freut sich ungemein darüber, so viele Jahre später an der Fortsetzung mitwirken zu können. Ich glaube, dass man solch eine bewegende Erfahrung, die man als Kind macht, nie ganz vergisst.

Den Trailer, unsere Filmkritik und alles weitere zum Film findet ihr hier.

Wie fühlt es sich an, wenn man eine Rolle nach 27 Jahren erneut erarbeitet?
Ehrlich gesagt habe ich das so noch nie betrachtet. Ich habe es nie so gesehen, als würde ich denselben Typen noch einmal spielen. Dabei hat er sich nicht so sehr verändert. Naja, sein Technik-Enthusiasmus wurde ein wenig gedämpft. Schließlich sitzt er ja in einem Computer fest, also hat sich diese Liebe zu allem Technischen wahrscheinlich...vielleicht denkt er ja auch über seine Situation nach und ihm gehen Gedanken wie „Möglicherweise gibt es ja noch andere Dinge im Leben, auf die ich mehr hätte achtgeben sollen?" durch den Kopf.

Welche menschliche Story steckt hinter all der Technik von „TRON: LEGACY"?
Nun ja, natürlich ist die Technologie eines der Themen des Films. Es ist ja schließlich auch ziemlich aufregend, all die Möglichkeiten zu entdecken, die mit der Technik zur Verfügung stehen. Dabei hat sich der technologische Fortschritt so schnell vollzogen, dass wir gar keine Zeit hatten, passende ethische Standards zu entwickeln oder uns Gedanken über die Auswirkungen der Technologien zu machen. Unter anderem handelt „TRON: LEGACY" davon.

Welche Rolle spielt die Vater-Sohn-Beziehung in der Story?
Diese Beziehung ist ein zentraler Aspekt des Films. Aber ich möchte nicht allzu viel darüber verraten, denn der Plot schlägt einige spannende Haken. Im Endeffekt geht es aber darum, dass ein Sohn seinen Vater rettet.

Bei der Comic-Con, waren die Fans völlig aus dem Häuschen. Was genau fasziniert die Sci-Fi-Welt so an diesem Projekt?
Die Fans waren absolut wunderbar, sie waren die eigentlichen Schöpfer von „TRON: LEGACY". Vor zwei Jahren zeigten wir einen kleinen Teil des Films, einen Ausblick auf das, was möglich sein wird, quasi einen Test-Clip. Die Reaktionen der Fans waren derart überwältigend, dass sich Disney sofort dem Projekt anschloss. Mich fasziniert an beiden TRON-Filmen, dass damit eine moderne Legende erschaffen wurde. Schließlich können uns Mythen bei der Bewältigung mancher Herausforderungen in unserem Leben helfen. Und natürlich zählt die Technik zu diesen Herausforderungen, weil der Mensch nun mal von Dingen fasziniert ist, die ihm sofortige Befriedigung verschaffen.

Auch Steven Lisberger, den Schöpfer von „TRON: DAS ORIGINAL", hat diese Frage beschäftigt. Wie fühlt es sich an, seine Arbeit fortzuführen?
Joseph Kosinski ist ein toller Regisseur und mir ist immer wichtig, wo meine Regisseure herkommen. Schließlich gibt es Regisseure, die zuvor als Schauspieler oder Autoren gearbeitet haben, was immer eine besondere Qualität des Films ausmacht. Joe dagegen ist studierter Architekt und deshalb ist die Welt von „TRON: LEGACY" doch sehr geerdet. Natürlich hat er auch schon zahllose Werbefilme mit unglaublichen Special Effects gedreht, die jede Menge Kinotechnologie involviert hatten. Er besitzt all diese Gaben und ist darüber hinaus ein wunderbarer Mensch. Er begegnet den Menschen mit offenen Armen und hat damit einen Haufen unglaublich talentierter Leute um sich geschart, die seinen Respekt genießen. Er hört jedem zu und das macht die Arbeitsatmosphäre so großartig.