Bright Star

FSK 6 120 Minuten
Im Kino: Bright Star ist am 24.12.2009 gestartet
Heimkino: Bright Star ist seit dem 12.05.2010 als Blu-ray und DVD verfügbar

Die Story zu "Bright Star"

Witwe Brawne (Kerry Fox) und ihre drei Kinder, Fanny (Abbie Cornish), Samuel (Thomas Brodie Sangster) und Toots (Edie Martin) machen sich auf, ihren Nachbarn einen Besuch abzustatten. Vorbei an Leinen voller Wäsche und schnatternden Gänsen gelangen sie zum Haus von Mr. Brown (Paul Schneider) und seinem Mr. Keats (Ben Whishaw). In der Ferne ist die Silhouette Londons zu sehen – es ist das Jahr 1818, und der heutige Stadtteil Hampstead ist damals noch ein beschauliches Dorf außerhalb der Stadt. Mr. Brown und die älteste Tochter Fanny fangen sogleich einen Streit an: Er spottet über ihre extravaganten Kleider (die sie selber entwirft und näht – es ist ihr ganzer Stolz), und sie macht sich über die hölzernen Gedichte des Hausherrn und Möchtegern-Poeten lustig. John Keats jedoch, Browns Protégé und Untermieter, ist da schon zugänglicher und weniger sarkastisch; und Keats, selbst angehender Dichter, wirkt auf die gerade 17-jährige Fanny irgendwie faszinierend. Faszinierend genug jedenfalls, dass sie kurz darauf ihre jüngeren Geschwister zum Buchhändler schickt, um Keats’ kürzlich erschienenen Gedichtband „Endymion“ zu kaufen. Sie haben Glück: „Endymion“ ist noch auf Lager, tatsächlich ist es sogar ein ziemlicher Ladenhüter. Fanny lässt sich zunächst von ihrer kleinen Schwester vorlesen, doch dann nimmt sie, merkwürdig berührt von dem Gehörten, das Buch selbst in die Hand und liest: „A thing of beauty is a joy forever...“ Bei einem Ball in der Nachbarschaft begegnen Fanny und Keats einander wieder, doch steht er nur niedergeschlagen am Rand, sein Bruder Tom, um den er sich seit dem Tod der Eltern kümmert, ist schwer krank. Zur Stärkung könnte ein Kuchen helfen, denkt sich Fanny – sie backt einen Kuchen und bringt ihn bei Brown und Keats vorbei, die sich gerade ins Dichten vertieft haben. Wieder verspottet Brown Fanny und hüpft wie ein Affe herum, und als Keats sich den Albernheiten anschließt, dreht sich Fanny wortlos um und geht. Doch Keats kommt ihr hinterher und entschuldigt sich. Gemeinsam gehen sie zu Keats’ Bruder Tom, dessen Zustand sich weiter verschlechtert hat. Und nur kurze Zeit später erreicht die Brawnes die Nachricht von Toms Tod. Fanny ist schockiert. Brown und Keats statten den Brawnes einen Trauerbesuch ab, bei dem Fanny Keats einen selbst genähten und bestickten Kopfkissenbezug als Geschenk überreicht. Er führt das Päckchen an die Lippen, und trotz Browns unverhohlener Warnungen, Fannys Einfluss sei Gift für seine dichterische Muse, sagt Keats schließlich zu, die Weihnachtstage bei den Brawnes zu verbringen. Während des Weihnachtsbesuches kommen Fanny und Keats einander näher, doch auch hier zeigen sich die Extreme von Keats’ Charakter: ausgelassen tanzt er einen schottischen Volkstanz, in einem unbeobachteten Moment streichelt er zum ersten Mal Fannys Hand; doch als die Familie ihn auffordert, eines seiner neuen Gedichte zu rezitieren, ist es das düstere „When I have fears that I may cease to be“, da bricht Keats plötzlich mittendrin ab, als ob ihn eine düstere Ahnung überfallen hätte. Keats’ Freund und Gönner Brown bleibt ein Störfaktor bei der beginnenden Romanze. Bei den Unterrichtsstunden in Dichtkunst, die Keats Fanny gibt, ist er ein spöttischer Beobachter, und zum Valentinstag schickt er Fanny anonym eine anzügliche Karte. Keats erfährt davon und macht sowohl Fanny als auch Brown eine fürchterliche Szene. Im Streit versucht Brown sich zu verteidigen, dass es nur als Witz gemeint gewesen sei, doch Keats erwidert, mit den Gefühlen des Herzens treibe man keine Scherze. Danach sehen sich Keats und Fanny lange nicht. Erst im Frühling taucht Fanny wieder bei Keats auf – mit einem Krischblütenzweig als Versöhnungsgeste und mit der Nachricht, dass die Familie gleich nebenan, in die andere Haushälfte einzieht. So nah waren sich Keats und Fanny noch nie, und sie verbringen einen ganzen Sommer miteinander; allerdings gibt es nur wenige Momente, in denen sie tatsächlich allein und unbeobachtet sind. In einem dieser Momente küssen sie sich zum ersten Mal. Die Liebe zu Fanny inspiriert Keats zu einer ganzen Reihe neuer Gedichte, doch ist ihm nach wie vor auch die Freundschaft zu Brown wichtig: Mit ihm plant er, den Rest des Sommers auf der Isle of Wight zu verbringen – leider hatte Keats nicht den Mut aufgebracht, es Fanny selbst zu sagen. Als sie es herausfindet, ist sie sehr enttäuscht und traurig, und als dann Keats und ihre Mutter ihr klarzumachen versuchen, dass er als mittelloser Dichter nicht als Mann für sie in Frage kommt, stürzt sie mit den Worten „Ich hasse dich!“ aus dem Zimmer. Doch aus seinem Urlaubsdomizil schreibt Ketas so glühende Liebesbekundungen, dass Fanny jedes Mal in tiefste Depression fällt, wenn einmal ein paar Tage ohne Brief vergehen. Schließlich trifft Brown wieder in Hampstead ein – ohne Keats allerdings, der in London bleibt. Erst viele Tage später kehrt auch Keats zurück, allerdings nur, um ein paar Sachen abzuholen, die Fanny für ihn aufbewahrt hatte. Die Liebe zu Fanny erweist sich aber als stärker als alle Verlockungen der Großstadt: Bald schreibt er wieder, dann kommt er wiederholt zu Besuch, zunächst mit einem Ring, später mit einem Gedicht – „Dein Gedicht“, wie er zu Fanny sagt – mit dem Titel „Bright Star“. Doch ist den Liebenden nur noch eine kurze gemeinsame Zeit vergönnt. Weil Brown Schulden hat, muss er das Haus im Hampstead aufgeben, ein anderer Freund besorgt Keats ein schäbiges Zimmer in London. Und dann bricht bei Keats Tuberkulose aus – die Krankheit, die auch schon seine Eltern und seinen Bruder dahingerafft hatte. Keats’ Freunde beschließen, ihn nach Italien zu schicken, damit er sich in dem wärmeren Klima erholt. Einen weiteren Winter in England, da sind sie sich sicher, würde er nicht überleben. Fünf Wochen lang hört Fanny nichts von Keats und befürchtet das Schlimmste – was sich bestätigt, als Keats plötzlich wieder auftaucht, und zwar mehr tot als lebendig: Fannys Schwester findet ihn in einem Gebüsch vor dem Haus liegend. Sofort holen sie einen Arzt, der ihnen wenig Hoffnung macht. Die letzten Tage vor seiner beschleunigten Abreise verbringt Keats bei den Brawnes. Schließlich gibt Fannys Mutter den Widerstand gegen die Verbindung auf und erteilt ihren Segen für eine Hochzeit nach Keats’ Rückkehr aus Italien. Doch ahnen alle, dass dies eine Reise ohne Wiederkehr sein wird. „Tun wir so, als würde ich im Frühjahr zurückkehren“, sagt Keats zum Abschied zu Fanny und fährt in der Kutsche davon...

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Hintergrund

Mit ihrem vielfach ausgezeichneten Meisterwerk DAS PIANO (1993), der Film wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und gewann drei Oscars, begeisterte Jane Campion ein Millionenpublikum. Jetzt endlich widmet sich die neuseeländische Regisseurin in BRIGHT STAR wieder einer ganz großen Liebesgeschichte und erzählt in ebenso zarten wie poetischen Bildern, die durch einen bewegenden Briefwechsel sowie zahlreiche wundervolle und unsterbliche Gedichte belegt ist, die wahre und sinnliche Romanze zwischen dem romantischen Dichter John Keats und der Schneiderin Fanny Brawne im England des frühen 19. Jahrhunderts. Es ist die Geschichte einer großen Liebe, die allen Konventionen und gesellschaftlichen Zwängen trotzt, die wild ist und entschlossen und zugleich so verwundbar und zerbrechlich. Eine Liebe, voller Sehnsucht, Leid und Entbehrung, der am Ende nur das Scheitern bleibt. In den Hauptrollen brillieren der für die Rolle des sensiblen und besonnenen Dichters John Keats genial besetzte Ben Whishaw (DAS PARFUM, WIEDERSEHEN MIT BRIDESHEAD), Abbie Cornish (SOMERSAULT, EIN GUTES JAHR) als aufsässige und progressive Schneiderin Fanny Brawne, Paul Schneider (ELIZABETHTOWN, Die Ermordung DES Jesse James durch den Feigling Robert Ford) als Keats’ Freund – und Fannys Intimfeind – Mr. Brown sowie die wunderbare Kerry Fox (INTIMACY, STURM) als pflichtbewusste und doch verständige Mutter Fannys. Beim Drehbuch zu BRIGHT STAR orientierte Oscar-Preisträgerin Jane Campion sich an der Keats-Biografie von Andrew Motion, der Campion auch als Berater diente. Spürbar ließ sich die Regisseurin aber auch von den kraftvollen Versen Keats leiten; entstanden ist ein Film wie ein Gedicht. Die Liebe des romantischen Dichters John Keats zu Fanny Brawne inspirierte manche der schönsten Liebesbriefe aller Zeiten. Fanny, die älteste Tochter der Familie Brawne, kam Keats anfangs als kokett und oberflächlich vor. Aber in den Jahren 1819 und 1820, als er im Nachbarhaus im Londoner Vorort Hampstead lebte, erlebte er eine wahrhaftige Explosion dichterischer Kreativität, und er schuf einige seiner allerschönsten Gedichte, darunter „Ode auf eine griechische Urne“, „Ode auf die Melancholie“ und „Ode an eine Nachtigall“. Das Paar verlobte sich – inoffiziell – im Oktober 1819, einen Hochzeitstag sollten sie jedoch niemals erleben. Der an Tuberkulose erkrankte Keats hatte den Rat erhalten, sich in einem wärmeren Klima zu erholen und brach 1820 nach Italien auf. Er sollte Fanny niemals wiedersehen. Er starb im Februar 1821 in Rom im Alter von nur 25 Jahren, zu diesem Zeitpunkt war er längst noch nicht als Dichter anerkannt. Das mutmaßlich letzte Gedicht, das er jemals schrieb, trug den Titel „An Fanny“. Brawne trauerte um Keats, ganz als wäre er ihr Ehemann gewesen: Sie trug drei Jahre lang Witwenkleider und verbrachte lange Stunden damit, in ihrem Zimmer seine Briefe wieder und wieder zu lesen oder einsame Spaziergänge über Hampstead Heath zu unternehmen. 1833 heiratete sie, nahm aber niemals den Ring ab, den Keats ihr einst gegeben hatte. Sie bewahrte außerdem bis zu ihrem Tod 1865 über drei Dutzend der Liebesbriefe auf, die Keats ihr geschrieben hatte. Einige davon waren bloß kurze Nachrichten, andere lange Zeugnisse seiner Hingabe. Diese Briefe wurden später, nach ihrer Veröffentlichung, als einige der schönsten gefeiert, die jemals geschrieben wurden. Bright Star, der Titel des Films, ist gleichzeitig der Titel eines Liebesgedichts für Fanny Brawne („Leuchtender Stern“), das Keats auf das Vorsatzblatt seiner Shakespeare-Ausgabe schrieb. Regisseurin Jane Campion hatte schon seit Jahren davon geträumt, dieses Projekt zu verwirklichen. „Ich las eine Keats-Biographie“, erklärt sie: „Ich kam an die Stelle, an der er Fanny traf, und habe mich in ihre Liebesgeschichte verliebt. Der Schmerz und die Schönheit und die Unschuld ihrer Affäre zogen mich unwiderstehlich an, Andrew Motions Buch hat mich unglaublich stark bewegt. Sie waren so jung, es ist eine wahre Romeo-und-Julia-Geschichte, noch dazu eine, die äußerst gut dokumentiert ist, die ich bis dahin aber überhaupt nicht gekannt hatte. Am Schluss konnte ich nur noch weinen. Die Geschichte ist so tragisch und von solcher Zartheit. Erst die Biografie verband mich wirklich mit seinen Gedichten. Nun wurde mir klar, dass er über sein Leben und über das, was er durchmachte, schrieb. An diesem Punkt war ich allerdings noch nicht so weit, dass ich konkrete Vorstellungen gehabt hätte, was für eine Art Film man aus dieser Geschichte machen könnte. Ich bin kein großer Freund von Filmbiografien, die einfach die wichtigsten Lebensstationen hintereinander reihen, ich brauchte einen bestimmten Blickwinkel.“ Campion entscheid sich dafür, Keats‘ Geschichte durch die Augen der weit weniger bekannten Fanny zu erzählen. Wir begegnen Keats, entdecken seine Dichtung und verlieren ihn wieder, genau wie Fanny, für zwei Jahre aus den Augen. Die Geschichte speist sich aus einer Vielzahl von Quellen, darunter Keats‘ Briefe und Gedichte sowie Andrew Motions bewegende, eindringliche Keats-Biografie. Keats‘ Gedichte gaben dem Film auch seine Struktur, wie Campion erklärt: „Keats hat häufig Oden und Balladen geschrieben, und so kam ich darauf, dass ich mir die Geschichte von Fanny und Keats wie eine Ballade, also wie ein erzählerisches Gedicht, vorstellte.“ Der Film hält sich so weit an die Fakten wie nur möglich. „Ich musste allerdings die Geschichte zwischen den Fakten hinzudichten“, sagt Campion: „Ich war sehr darauf bedacht, mich zurückzunehmen und dem Geist dieser beiden außerordentlichen Menschen treu zu bleiben. Keats war ein im Umgang freundlicher Mensch, seine Persönlichkeit, seine Verspieltheit, die ich in seinen Briefen las, kamen mir sehr vertraut vor. Weil aber Keats die Briefe, die er von Fanny bekommen hatte, zerstört hat, gab es in ihrem Fall weniger, woran ich mich halten konnte, um ihre Figur zu entwickeln. Ein Beispiel: Fanny legte manchmal bemerkenswerte Zurückhaltung an den Tag. Nachdem sie nach dem letzten Lebewohl an Keats, bevor er nach Italien aufbrach, nach Hause zurückgekehrt war, schrieb sie in ihr Tagebuch: ,Mr. Keats hat Hampstead verlassen.‘ Und doch beschreibt Keats in einem Brief an seinen Freund Brown, wie sie vor seiner Abreise wiederholt gefragt hätte: ,Gibt es ein anderes Leben? Werde ich erwachen und feststellen, dass all dies ein Traum war? Es muss dieses andere Leben geben. Wir können doch nicht dafür geschaffen sein, so zu leiden‘. Dann gab es diesen Sommer voller außerordentlich leidenschaftlicher Liebesbriefe. Es muss überwältigend gewesen sein, einen solchen Brief zu bekommen. Die starken Kontraste zwischen diesen leidenschaftlichen Ausbrüchen, Trauer und außerordentlicher Zurückhaltung haben für mich die Welt geformt, in der sie sich ihrem Schicksal stellen mussten.“ Campions langjährige Mitarbeiterin Jan Chapman (Das Piano, Lantana) produzierte den Film und beriet sich mit Campion bei der Entwicklung des Drehbuchs, nachdem die Produktionsfirma Pathé ihre Beteiligung zugesagt hatte. „Ich hatte mich schon in meinem letzten Jahr an der High School in Keats‘ Gedichte verliebt. Er hat die Natur sehr sinnlich erlebt, diese Erfahrung spürt man in allen seinen Gedichten. Man hat dort auch ein sehr greifbares Gefühl von junger Liebe, deren Vergänglichkeit und von der Sehnsucht, einen Augenblick für immer festzuhalten. Mir hat es sofort eingeleuchtet, dass Jane die Liebesgeschichte aus Fannys Blickwinkel heraus erzählen wollte.“ Jan Chapman weiter: „Dieser Film ist eine wahre Co-Produktion, einfach, weil sich das alles ganz zwanglos ergab. Screen Australia kam als Investor dazu, nachdem Pathé schon dabei war, und dann folgten BBC Films, der ,New Cinema Fund‘ des UK Film Council, das New South Wales Film and Television Office und Hopscotch International.“ Nachdem die Entscheidung gefallen war, in Großbritannien zu drehen, holte Chapman noch die englische Produzentin Caroline Hewitt (MR. BEAN MACHT FERIEN, PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS) an Bord. Hewitt war mit einem Großteil des Teams schon bekannt, weil sie Mitte der 90er LOADED von Jane Campions Schwester Anna produziert hatte. Hewitt war von Anfang an mit Begeisterung dabei: „Es ist ein wunderbares Drehbuch, poetisch, aber mit einem modernen Duktus, durch den es sehr zugänglich ist. Es war für mich fast ein Schock, ein so gutes Drehbuch zu lesen – es gehört für mich zu den besten, die ich jemals gelesen habe. Auch wenn es sich um einen Historienfilm handelt, ist er dennoch einfach sehr modern, unmittelbar und heutig. Und er erzählt eine universell verständliche Geschichte von erster Liebe und von dichterischer Kreativität.“ Hewitt las das Drehbuch vor allem unter Berücksichtigung der sich wandelnden Beziehung zwischen Fanny, Keats und dessen Freund Brown, in dessen Haus er lebte und arbeitete: „Eine der spannendsten Sachen daran war für mich zu sehen, wie die Liebe auf die Schöpfungskraft eines kreativen Menschen wirkt. Lenkt sie ihn ab oder verstärkt sie die Kreativität noch? Das ist die zentrale Frage des Ganzen, seiner Beziehung zu Fanny und seiner Beziehung zu Brown – und wie die beiden um Keats kämpfen. Ich finde die Vorstellung sehr interessant, dass man um die Schöpfungskraft einer anderen Person kämpfen kann. Brown sieht Fanny als dummes Ding, aber in Wirklichkeit versteht sie sehr wohl, worum es Keats geht und was für ein Mensch er eigentlich ist. Und das ist es, was diese Story aus anderen Liebesgeschichten heraushebt.“ Für Hewitt waren diese unterschiedlichen Sichtweisen auf die Liebe ein weiteres Schlüsselelement: „Brown verkörpert eine vulgärere und oberflächliche Vorstellung davon, was Liebe sein kann, während Keats‘ Liebe spirituell, leidenschaftlich und tiefgründig ist. Die beiden stehen stellvertretend für unterschiedliche Arten von Männlichkeit.“ Eine Vorstellung davon, wie diese Geschichte zu erzählen wäre, war eine völlig andere als die der üblichen, oft etwas steifen Art von Literaturverfilmung nach britischer Art: „Janes Drehbuch rührt einen ganz direkt an“, erklärt Hewitt: „Dass es sich um einen historischen Stoff handelt, nimmt ihm nichts von seiner Unmittelbarkeit und Emotionalität. Der Film macht nicht viel Aufhebens um sich – er ist minimalistisch, aber wunderschön.“ Auch Abbie Cornish und Ben Whishaw, die beiden Hauptdarsteller, trugen dazu bei, dass die Geschichte, die im Jahre 1818 beginnt, alles andere als gestrig wirkt. „Bei Historienfilmen besteht immer das Risiko, dass das Ganze schnell inszeniert wirkt – man braucht bei historischen Stoffen ganz besonders Schauspieler, die wahrhaftig wirken“, sagt Campion: „Abbie ist in der Lage, Dinge ganz unmittelbar darzustellen, und auch Ben wirkt immer sehr echt in seinem Spiel.“ Chapman bemerkt, dass die Besetzung der Rollen ganz wesentlich gewesen sei: „Wir wollten die Freiheit haben, die Schauspieler unserer Wahl zu besetzen, und es ergab sich so, dass wir Schauspieler aus beiden beteiligten Ländern gewählt haben. Abbie und Ben sind einfach ganz außergewöhnlich. Sie haben das weit übertroffen, was wir uns in unseren wildesten Träumen ausgemalt hatten, wie lebensecht diese Figuren wirken könnten.“ Campion berichtet von ihrer ersten Begegnung mit Ben Whishaw: „Wir standen vor dem Raum, wo die Vorsprechen stattfanden, und ich betrachtete diesen jungen Mann, dieses schöne, fast tiergleiche Wesen, der beinahe gar nicht wie aus Fleisch und Blut wirkte. Als er sprach, hörte er sich wirklich wie Keats an, kein bisschen abgehoben, mit einem leichten Londoner Akzent. Als er vorspielte, war er bedingungslos mutig, emotional absolut offen, fast fieberhaft, aber stark und sehr gefühlvoll und intim im Zusammenspiel mit der Schauspielerin, die für Fanny vorsprach. Mich machte sein Spiel schon im Verlauf dieser ersten Probe süchtig.“ Campion weiter: „Ben ist keine Plaudertasche, er ist grundehrlich und vertrauensvoll. Als sich Ben und Abbie schließlich vor Beginn der Proben zum ersten Mal begegneten, sagte sie so etwas wie ,Na, Kumpel?‘ Das waren nicht viele Worte, aber es war da schon klar, dass dies eine besondere Kombination sein würde. Man konnte täglich dabei zusehen, wie ihre gegenseitige Achtung, ihre Faszination und der Respekt wuchsen.“ Mit Ben als Keats hatten wir sehr großes Glück, fügt Chapman hinzu: „Ihm gelingt es, die Unschuld eines jungen Mannes mit großer Weisheit zu verbinden. Keats war sehr entschlossen, sich in seiner Kunst auszudrücken. Vielleicht wäre er heute Musiker geworden. Auch wenn Keats eine Ausbildung zum Arzt machte, war ihm doch klar, dass er Dichter werden wollte.“ Ben Whishaw war, nach seinen eigenen Worten, „entzückt“, dass er für die Hauptrolle ausgewählt wurde: „Mich hat das Drehbuch wirklich sehr berührt und ich war am Ende in Tränen aufgelöst. Das ist genau das, wonach ich immer suche: eine emotionale Reaktion auf etwas. Ich wusste nichts über Keats, aber etwas daran traf mich sofort. Als ich zum Vorsprechen ging, fühlte ich mich schon so, als ob ich Besitzansprüche auf die Rolle hätte: ,Leute, der Part gehört mir, ich verstehe diesen Menschen!‘“ Für Whishaw war diese Rolle aber auch mit dem Gefühl aufgeladen, eine besondere Verantwortung zu tragen: „Je mehr ich über ihn las, desto mehr wurde mir klar, dass sich über Jahrhunderte hinweg Menschen sich mit ihm beschäftigt und alle ihre eigenen Vorstellungen davon entwickelt haben, wer er denn nun wirklich war. Einerseits wollte ich dem natürlich gerecht werden, andererseits muss man, wenn man die Rolle angeht, auch seiner eigenen Vorstellung treu bleiben – und natürlich der von Jane, was wahrscheinlich das Wichtigste ist. Jane sieht ihn als jemanden, der stärker als die meisten Menschen in der Lage war, sich dem zu öffnen, was göttlich in uns allen ist, fast wie eine Art Engel. Mein Gefühl ist, dass er ein sehr komplizierter Mensch war – und sehr wahrscheinlich ein Genie.“ Campion ertappte sich dabei, dass sie ihre eigene Tochter als Vorbild für die Rolle der Fanny nahm: „Fannys Rolle zu schreiben, war schwierig für mich, denn ich halte mich nicht für besonders geistreich bei der Konversation. Mein Tochter Alice, 13, hingegen redet mit großer Leidenschaft und ist gedanklich sehr schnell. Immer wenn ich an einem Punkt fest hing und versuchte mir vorzustellen, was Fanny wohl in einer bestimmten Situation getan hätte, hielt ich mich daran, was Alice getan hätte, und dadurch habe ich das Hindernis überwunden. Sie war wie eine Muse für mich. Und dann kam Abbie…! Sie ist eine sehr willensstarke Frau, die auf jeden Fall auch den Mut gehabt hätte, den Fanny damals aufgebracht hat: sich nicht um das zu scheren, was die Gesellschaft für eine gute Partie hält und einen Partner zu wählen, bei dem klar ist, dass er einem außerordentlichen Schmerz bereiten wird. Abbie schafft es, alles, was sie sagt, gegenwärtig und echt wirken zu lassen. Ich habe keine Ahnung, wie sie das anstellt. Sie hat einfach dieses Talent, Wörter, die auf einem Blatt Papier stehen, in etwas zu verwandeln, das in der wirklichen Welt Bestand hat. Ich war vorher niemals sicher, wie sie die Szenen spielen würde, aber ich wusste, dass sie sich Fanny wirklich komplett angeeignet hatte. Ihr Spiel hat mich nicht nur durch seine Tiefe überrascht und tief bewegt, sondern auch dadurch, wie leichtfüßig und lustig, manchmal sogar albern sie sein konnte.“ Chapman war an Cornishs Durchbruch Somersault (2004) als ausführende Produzentin beteiligt und war sich absolut sicher, dass die australische Darstellerin damit zurechtkommen würde, sich einen englischen Akzent anzueignen. „Mich hat die Vorstellung von Anfang an fasziniert, Abbie in der Rolle der Fanny zu sehen“, sagt Chapman: „Sie ist direkt und unverstellt, aber sie hat auch etwas Spielerisches an sich, eine innere Freiheit und Lebhaftigkeit, die perfekt zur Rolle passt. Abbie hat einen sehr intensiven Blick, mit dem sie einen direkt anschaut, aber sie ist ebenso gut in der Lage, jugendlich überschwängliche Gefühle darzustellen. Fanny entwickelt sich von einem unbeschwerten Mädchen, das Keats als flatterhaft bezeichnet, zu jemandem, der zu tiefen Einsichten fähig ist.“ Cornish fühlte sich vor allem vom Drehbuch und den Charakteren angezogen. „Ich habe mich gleich beim ersten Lesen in das Drehbuch verliebt. Es sprang geradezu von der Seite direkt in meine Fantasie und erwachte zum Leben. Sie ist eine wundervolle Figur. Sie fängt gerade erst an, die Liebe zu entdecken und findet durch die Liebe zu sich selbst. Keats bringt ihr bei, sich dem Leben gegenüber zu öffnen – eine wundervolle Liebesgeschichte!“ Sie fügt hinzu: „Mich hat auch der Weg interessiert, den Fanny in diesen zwei Jahren zurücklegt: Sie verliebt sich, sie verlobt sich und muss erleben, dass derjenige, den sie liebt, stirbt. Wenn man eine historische Figur spielt, hat man immer eine riesige Verantwortung, diesem echten Menschen so gerecht wie nur möglich zu werden. Man liest über sein Leben, und dann versucht man, dies durch sein Spielen zu transportieren, man muss aber auch seinem Instinkt folgen und seinem Gefühl, was das Richtige ist.“ Kerry Fox, die in Campions Ein Engel an meiner Tafel die Hauptrolle gespielt hatte, übernahm die Rolle von Mrs. Brawne, Fannys Mutter. „Diese Figur war mir sehr wichtig“, sagt Jane Campion: „Ich habe selbst eine Tochter, und so war mir die Rolle, die Mrs. Brawne in dieser Geschichte spielt, sehr nahe. Ihre Beziehung zu Fanny war recht kompliziert. Sie war Fannys Trösterin, aber eben auch für ihre Zukunft verantwortlich, und die sah nun auf gar keinen Fall einen mittellosen Dichter vor. Die Sympathie, die sie für die beiden Liebenden fühlte, stand immer mit der Vernunft auf Kriegsfuß, bis sie schließlich nachgab und die beiden gewähren ließ, so sehr hatte sie die Liebe der beiden, die sie miterlebte, berührt. Kerrys Mitgefühl und die Unschuld, die sie vermittelte, waren ganz wesentlich für die Rolle und auch wichtig als ein anderer Tonfall, den der Film mit ihr anschlägt.“ Als Keats‘ Freund Mr. Brown wurde der amerikanische Schauspieler Paul Schneider besetzt. „Ich sah Paul in Die Ermordung DES Jesse James durch den Feigling Robert Ford, und das hat mir gezeigt, was für ein unglaublich guter Schauspieler er ist. Er ist wagemutig, er lässt sich auf Experimente ein und er sucht immer einen Weg, das, was er spielt, in der Realität zu verankern. Als Brown bildet er einen starken Kontrast zu Fanny und Keats, die viel sensibler und zerbrechlicher sind.“ Die beiden jungen Darsteller Thomas Brodie Sangster und Edie Martin wurden als Fannys jüngere Geschwister Samuel und Margaret besetzt. „Der Film ist ein sehr intimes Drama“, sagt Chapman: „Seine Kraft liegt in den Subtilitäten und Nuancen dessen, was im Haushalt vor sich geht. Fanny liegt sehr viel an ihrer Familie, aber ihr Bruder und ihre Schwester stellen eine weitere Schwierigkeit dar, weil sie immer da sind und beobachten. Für Fanny und Keats war es wirklich nicht einfach, einmal allein zu sein.“ Thomas Brodie Sangster, von dem sich Chapman „sehr beeindruckt“ zeigte, hatte schon einiges an Schauspielerfahrung vorzuweisen, darunter Rollen in TATSÄCHLICH…LIEBE und EINE ZAUBERHAFTE NANNY. Chapman sagt weiter: „Edie dagegen hatte noch nie vor der Kamera gestanden. Nina Gold, unsere Casting-Agentin, kannte Edie und brachte ihre Kassette zusammen mit denen von hundert anderen mit. Wir haben Edie später nach einem ganztägigen Workshop mit 30 Anwärterinnen ausgewählt. Jane hat ein ganz außerordentliches Talent dafür, dass Kinder sich in ihrer Gegenwart wohlfühlen und sich natürlich und unverstellt verhalten.“ Als Kameramann wählte Campion den 32-jährigen Greig Fraser, mit dem sie schon bei „The Water Diary“ zusammengearbeitet hatte, ein Kurzfilm, der im Auftrag der Vereinten Nationen entstanden war. Greig war ihr seinerzeit aufgefallen, als sie den von ihm ins Bild gesetzten preisgekrönten Kurzfilm „Cracker Bag“ sah. „Mich hatte der Ton und die Zärtlichkeit seiner Arbeit mit Licht und Kamera sehr beeindruckt und mit Greig dann tatsächlich zusammenzuarbeiten, war wie eine Erleuchtung. Er ist genauso unermüdlich wie ich, vielleicht sogar noch hartnäckiger, wenn es darum geht, die besten Motive zu finden und den Film so gut wie nur eben möglich zu machen.“ Der Filmkomponist ihrer Wahl ist der 25-jährige Mark Bradshaw. „Wir machen hier einen Film über ein Genie, das im Alter von 25 Jahren starb, da sollte man es ruhig einmal riskieren, jungen Leuten eine Chance zu geben“, sagt Jane Campion: „Mark Bradshaw ist wirklich noch sehr jung, aber die Musik, die er für die Party zu meinem 50. Geburtstag geschrieben hat, war einfach großartig, eine Mischung vieler einzigartiger Klänge. Er hat an meinem Film ,The Water Diary‘ mitgearbeitet und instinktiv verstanden, was ich wollte. Keats schrieb seine größten Gedichte mit 23, und so war es mir, als ob mich der Film aufforderte, an junge Leute zu glauben. Ich finde, er hat eine fantastische Leistung abgeliefert.“ Die Dreharbeiten fanden im April und Mai 2008 an Originalschauplätzen der englischen Grafschaft Bedfordshire in Hyde House statt, abgesehen von einem zusätzlichen Drehtag in Rom. „Es war wunderbar, neun Wochen lang an einem einzigen Drehort bleiben zu können“, sagt Chapman. „Dieses Anwesen hatte alles, was wir brauchten: die beiden Häuser, die für die Geschichte benötigt wurden und dazu noch die unglaublich tolle Gartenanlage. Es war wirklich ein Wunder, einen solchen Ort zu finden.“ Campion fügt hinzu: „Wir haben sehr viel recherchiert, aber es sind gar nicht mehr so viele Häuser vom Beginn des 19. Jahrhunderts übrig in England. Hyde House war das erste Anwesen, das wir uns angeschaut haben. Bei unserer Erkundungstour sind wir auch ins Obergeschoss des Hauses gegangen und sahen dort ein altes Foto von einer Familie, die gerade aus dem Pub des Ortes kommt, und ich konnte erkennen, dass der Pub ,Bright Star‘ hieß. Wenn das kein Zeichen war! Das Tolle daran, an ein- und demselben Ort zu drehen, ist, dass man miterlebt, wie er sich im Lauf der Jahreszeiten wandelt, wie der Weg durch die Glockenblumen aussieht, wie im Frühling die Knospen der Bäume aufbrechen und die Wiesen mit Osterglocken übersät sind, was den ganzen Ort regelrecht verzaubert. Ich hoffe, wir haben etwas davon in den Film hinüberretten können!“ Das Produktionsteam und die Kostümbildnerin Janet Patterson hatten schon bei zahlreichen anderen Filmen mit Campion zusammengearbeitet: „Wir kennen uns unser ganzes Berufsleben lang“, sagt Campion: „Ich liebe es, wie sie die Dinge angeht und was für einen Blick sie auf die Welt des jeweiligen Films entwickelt. Ich wollte, dass der zurückhaltende Umgang miteinander und die Sensibilität der Menschen in den Regency-Jahren im Film klar herauskommen. An dieser Zeit liebe ich besonders die Möbel, und wie karg alles war. Es gab eine natürliche Einfachheit. Keats‘ Haus war so leer, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass dort jemand wirklich leben konnte.“ Campion kam es auch sehr darauf an, dass die Kamera nicht durch trickreiche Blickwinkel und gewagte Einstellungen von der Geschichte ablenkte, sie wollte eine klassische Herangehensweise: „Ich habe mir einige Filme von Bresson angeschaut und dabei bewundert, wie einfach und schön sie waren und wie sie es dem Zuschauer gestatteten, sich ein eigenes Bild von dem zu machen, was er da sah. Ich fand, das man mit einer Geschichte, die so sehr berührt und zu Herzen geht wie unsere, sehr darauf achten muss, dass sich das Publikum nicht so vorkommt, als wolle man es manipulieren.“ „In der Geschichte kommt es zu vielen intimen Situationen, aber auf sehr zurückgenommene Art und Weise“, fügt Chapman hinzu: „Man stellt sich vor, wie Fanny durch die Wand ihres Schlafzimmers hindurch hören konnte, was Keats im Nachbarhaus tat. Diese Intimität spiegelt sich in der Kameraarbeit und im Szenenbild wider. Jane und Greig haben gleich zu Beginn entschieden, einfache Einstellungen zu verwenden und die Kamera kaum zu bewegen, und das hat Janet in ihren Designs eingefangen.“ Keats‘ Gedichte sind natürlich auch ein Teil des Films. Campion legte Wert darauf, dass sie für den Zuschauer unmittelbar zugänglich sind. „Ich war entschlossen, so viel von seinen Versen wie nur möglich unterzubringen“, sagt sie. „Viele Leute können mit Lyrik nichts anfangen, weil sie glauben, dass sie es nicht verstehen. Aber Keats ist ein großer Lehrmeister, was das Verständnis von Lyrik betrifft, und das wollte ich in die Geschichte einbauen. Gedichte sind wie eine Droge: sie dringen in dein Gehirn ein und setzen sich dort fest.“

Schauspieler und Rollen

Abbie Cornish
Thomas Sangster
Paul Schneider
Ben Whishaw
Kerry Fox
Samuel Barnett
Roger Ashton-Griffiths
Samuel Roukin
Antonia Campbell-Hughes
Sebastian Armesto
Olly Alexander
Jonathan Aris
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