Seperate Lies Filmtipp

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Vorwort des Regisseurs

Über Nigel Balchins Roman „A Way Through The Wood“ (Elf Jahre und ein Tag) stolperte ich auf Geheiß meiner guten Freundin Jenni Hopkins, die gerade die letzte Seite verschlungen hatte und meinte, dass das genau der Stoff wäre, nach dem ich für mein nächstes Drehbuch suchen würde. Tatsächlich schwebte mir zu dieser Zeit die Konstruktion eines „moralischen Irrgartens“ vor – eines Films, bei dem man sich nie sicher sein kann, auf wessen Seite man sich schlagen soll, weil die Guten böse Dinge tun und die vermeintlich Bösen durchaus auch gute Dinge. Ich finde es oft wenig überzeugend, wenn man mir bei Filmen einreden will, dass der Held unerschütterlich heldenhaft sein muss und ich gleichzeitig auch immer schon von Anfang an weiß, wer der „böse Bube“ im Spiel sein wird. Das wahre Leben erscheint mir dann doch ein wenig komplizierter als diese Aufteilung in Schwarz und Weiß.

In GELIEBTE LÜGEN gibt es ein Paar, James und Anne Manning, das offenbar ein Traumleben lebt. Ein Unfall passiert, und plötzlich ist alles in Frage gestellt. Während sich die Geschichte allein um die Aufklärung der tragischen Begebenheit zu drehen scheint, ist sie in ihrem Kern jedoch die Fallstudie einer Beziehung, die nach außen hin immer perfekt wirkte, in Wahrheit aber das Gegenteil war. In gewisser Weise erzählt der Film von James‘ und Annes Reise hin zur uneingestandenen Realität.

Abgesehen von der Tatsache, dass die Mannings ein luxuriöses Leben im oberen Drittel der Mittelschicht führen – und so etwas bekommt man nicht oft im zeitgenössischen Film zu sehen, – hoffe ich, dass mein Film auch auf einer universelleren Ebene verständlich ist. Ihre Probleme sind beileibe auf die privilegierte Schicht zu beschränken. Jeder, der sich jemals in einer Beziehung verloren hat, etwa, weil es einfacher erschien als zu kämpfen; jeder, der sich jemals entscheiden musste zwischen seinem eigenem Unglück oder dem des Menschen, den er am meisten liebt, wird das Dilemma verstehen, dem sich Anne ausgesetzt sieht. Und jeder, der schon einmal die Erfahrung gemacht hat, dass die Liebe, auf die er sein ganzen Leben gestützt hat, doch nur pures Wunschdenken war, wird sich in James wiederfinden.

Und was den Unfall betrifft, der das idyllische Leben der Mannings ins Wanken bringt... Wer hat noch nie aus Angst und Panik heraus keine schlechte Entscheidung getroffen, deren zermürbende, destruktive Auswirkung er sein Leben lang bereut?

Wenn Sie so etwas jemals durchgestanden haben, dann wird Ihnen die Zwickmühle aller drei Protagonisten nur zu verständlich sein. Ein Lüge, getätigt aus schuldbewusster Not, wird sich solange auf andere ausbreiten, bis sich der Lügner im eigenen Netz verfängt. Auf die ein oder andere Weise wird das wohl jeder von uns schon getan und bereut haben. Wer von uns könnte sich also zum Richter der Protagonisten dieses Films machen?

Jeder der Drei vertritt einen Standpunkt, der mehr oder weniger gerechtfertigt ist. Man kann ihn als völlig richtig oder völlig falsch ansehen. Ich weiß, auf wessen Seite ich mich wahrscheinlich schlagen würde... aber das behalte ich lieber für mich, damit andere ihre eigene Entscheidung treffen können.

Nicht zuletzt auch, weil ich hoffe, dass SEPERATE LIES ein Film geworden ist, der zu guten Gesprächen oder gar hitzigen Diskussionen anregt.

---Julian Fellowes

INHALT

Das Leben ist perfekt. Zumindest scheint es so... „

-- James Manning

Die Sonne scheint, kein Wölkchen trübt die ländliche Idylle des kleinen, mittelalterlichen Städtchens Maidley, das eingebettet in üppigen Wiesen und Wäldern in einer der beschaulichsten Gegenden Englands liegt: Buckinghamshire. Das Leben ist perfekt. Auch für den alten Mann, der gemütlich mit seinem Fahrrad an den Bäumen der Landstraße entlang fährt, ohne Hast und Hetze. Bruchteile von Sekunden später liegt er im Straßengraben. Schwerverletzt. Angefahren von einem Auto, dessen Fahrer es nicht für nötig hält anzuhalten.

Auch in London scheint die Sonne. So wie jeden Morgen verabschiedet Anne Manning (Emily Watson) ihren Ehemann James (Tom Wilkinson) an der Haustür, drückt ihm die Aktentasche in die Hand und einen Kuss auf die Lippen. Die Mannings führen eine gute Ehe, in einem der besseren Viertel von Englands Hauptstadt, das wohlverdiente Wochenende verbringen sie jedoch meist auf ihrem Landsitz in Maidley. Als gutverdienender Anwalt kann sich James diesen Lebensstil leisten und Anne, als umsichtiger Hausfrau, ist es vergönnt, diesen Standard angemessen auszustatten.

Wie jeden Freitagabend holt Anne James mit dem Auto an dem kleinen Provinzbahnhof ab, wie jeden Samstagnachmittag spielt James mit den Nachbarn Cricket. Nur diesmal ist ein neuer Spieler mit von der Partie: Bill Bule (Rupert Everett), der gutaussehende und charmante Sohn von Lord Rawston (John Neville), der gerade aus den USA zurückgekehrt ist. So wie alle im illustren Maidley zeigt sich auch Anne von Bills verwegen aristokratischer Art beeindruckt. Nur James ist nicht gut auf den neuen Mann am Ort zu sprechen, und sei es auch nur, weil er seinetwegen das Cricketspiel verloren hat.

Als James am am Montagmorgen wieder die gewohnte Woche in seiner Londoner Kanzlei beginnt, bleibt Anne jedoch in Maidley - auch, weil sich auf der geplanten Gartenparty bei den Nachbarn zumindest einer der Mannings blicken lassen muss. Nichts Ungewöhnliches an sich, wobei James ganz froh ist, sich mit einem Berg von Arbeit entschuldigen zu können. Bei seiner Rückkehr wird er zu seinem Erstaunen nicht nur von Anne, sondern auch von Bill am Bahnhof erwartet. Annes reichlich aufgewühlte Erklärung, sie hätte ihre Autoschlüssel nicht finden können, und wäre deshalb auf die freundliche Hilfe von Bill angewiesen gewesen, weckt in James einen unbestimmten Verdacht Bill gegenüber - erst recht, als er die Kratzer am Kotflügel von Bills nagelneuem Range Rover entdeckt, die so gar nicht zu der perfekten Oberfläche des gutsituierten Mannes passen wollen.

Als ihm Anne am nächsten Tag erzählt, dass Simon (John Warnaby), der Ehemann ihrer Putzfrau Maggie (Linda Bassett), von einem Auto angefahren wurde und nun schwerverletzt im Krankenhaus liegt, zählt James eins und eins zusammen. Maggie ihrerseits gibt gegenüber dem ermittelnden Inspektor Marshall (David Harewood) an, den Unfall gesehen und das Fahrzeug erkannt zu haben. Sie glaubt, dass es ein schwarzer Range Rover war, einer, wie Bill ihn fährt.

Alle Indizien scheinen gegen Bill zu sprechen, den James, der korrekte Anwalt, bei einem geheimen Treffen zur Rede stellt. Tatsächlich kann er dem jungen Aristokraten ein Geständnis abringen. Mehr noch, er lässt sich von Bill das Ehrenwort geben, sich gleich am nächsten Tag der Polizei zu stellen. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus, wie James erfahren muss, als er seiner Ehefrau von dem Treffen berichtet. Anne gesteht: Nicht Bill saß am Steuer, als der Unfall passierte, sondern sie selbst. Doch damit nicht genug, Anne und Bill haben seit geraumer Zeit eine leidenschaftliche Affäre. Diese Erkenntnis entzieht dem selbstsicheren James buchstäblich den Boden unter den Füßen. Ihre Ehe, ihre Liebe, das gemeinsame Leben, das Haus – alles eine große Lüge?

Mehr noch als der Unfall beschäftigt James seine Ehe, von der nach Annes Geständnis nur noch Trümmer übrig sind. Er beginnt zu begreifen, dass sie keineswegs ein glückliches Paar waren, sondern Anne sogar sehr unglücklich ist. Nicht zuletzt auch, weil sie von ihrem Ehemann ständig auf ihre Fehler und Unzulänglichkeiten hingewiesen wurde. Ein Verhalten, dessen sich James in all den Jahren nicht bewusst war. Dennoch bittet er Anne, Schweigen über den wahren Hergang des Unfalls zu bewahren und ihrer Liebschaft mit Bill ein sofortiges Ende zu setzen. Um seine Frau und seine Ehe zu schützen – und letztlich auch seinen Ruf als Anwalt, lässt sich James sogar auf einen Handel mit dem Liebhaber seiner Frau ein: Durch ein Geflecht von Lügen und Halbwahrheiten schaffen es die James und Bill, die Polizei erfolgreich zu täuschen. Doch Anne ist nicht bereit, ihre Affäre mit Bill zu beenden und droht, von Schuldgefühlen und Albträumen geplagt, sich der Polizei zu stellen…

WAS FÜR EIN VERWORRENES NETZ WIR DOCH WEBEN...

GELIEBTE LÜGEN

„Wir sind alle Zerstörer. Wir treffen Entscheidungen. Wir treffen sie aus den besten, liebevollsten Gründen und sehen dabei nicht, wieviel Unheil wir anrichten.“ – James Manning

Was löst Betrug in einer Ehe aus? Was in einer Seele? Diese brennenden Fragen schieben sich in den Vordergrund von GELIEBTE LÜGEN. Erzählt wird die Geschichte von einem Mann und einer Frau, deren Leben scheinbar glücklich und zufrieden ist, bis ein tödlicher Unfall die erste von vielen, immer gefährlicher werdenden Lügen auslöst. Dass diese Lügen wiederum die verheerende Wahrheit über ihre Beziehung zutage fördern, gehört zu den Kunstgriffen dieses engmaschig gestrickten und dennoch entlarvend menschlichen Films. Tom Wilkinson und Emily Watson, beide Oscar-nominiert, verkörpern das Ehepaar James und Anne Manning. Mit Rupert Everett als Annes Geliebten wird daraus eine spannende Menage-a-Trois, die zudem von einem Verbrechen überschattet ist. GELIEBTE LÜGEN ist das Regiedebüt von Schauspieler Julian Fellowes, der seit GOSFORD PARK („Gosford Park, 2001) zu den Oscar-prämierten Drehbuchautoren gehört und seit kurzem auch selbst Romancier (Snobs) ist.

Auf den ersten Blick könnte die Ehe der Mannings gar nicht perfekter sein. James ist ein wohlhabender, international anerkannter Anwalt, Anne ist eine gescheite und charmante Hausfrau. Trotz ihrer Wohnung in London bevorzugen beide das angenehm sorglose und idyllisch friedliche Leben in ihrem hübschen Landhaus in Buckinghamshire. Es scheint unvorstellbar, dass ihre Ehe durch ein paar tragische Sekunden erschüttert werden könnte.

Und doch genau das passiert. Unweit des Anwesens der Mannings wird der Ehemann ihrer Putzfrau tot im Straßengraben gefunden. Auch wenn alle Anzeichen zunächst auf einen tragischen Autounfall mit Fahrerflucht hinweisen, beginnt sich in James ein Verdacht zu regen: Am Wagen des gutaussehenden und reichen Nachbarn Bill Bule, der erst kürzlich aus Amerika zurückgekehrt ist, finden sich Kratzer. Doch gerade, als die Polizei James‘ Verdacht nachgeht, sieht er sich selbst mit einer Wahrheit konfrontiert, die alles in ein neues Licht taucht: Seine Ehefrau Anne saß nicht nur neben Bill im Auto als der Unfall passierte, sie ist seit geraumer Zeit auch dessen Geliebte.

Mit dieser niederschmetternden Entdeckung beginnt für James eine spannende Irrfahrt durch die eigene Gefühlswelt, die mit der Entscheidung, die Polizei zugunsten seiner Frau anzulügen, eine ernsthafte Wendung nimmt. Dabei hat Anne James wegen Bill angelogen, und Bill für seinen Teil umgibt ein Geheimnis, das er mit niemandem teilt. Währenddessen heftet sich die Polizei an die Fersen der Drei, denn immer tiefer verstricken sich James, Anne und Bill in ihrem Netz aus jeweils individuell zugeschnittenen Notlügen bis die Wahrheit wie von selbst ans Tageslicht kommt.

„GELIEBTE LÜGEN ist ein Film über Liebe, Gefühle und Moral“, fasst Filmautor Fellowes die Geschichte zusammen. „All meine Hoffnungen habe ich darauf ausgerichtet, dass das Publikum gleich nach dem Abspann mit einer heißen Debatte über diese Themen beginnt und sich vielleicht sogar darüber streitet, wer von den Dreien gut oder schlecht gehandelt hat.“

Fox Searchlight Pictures, Celador Films und DNA Films präsentieren in Zusammenarbeit mit dem UK Film Council und Film Four den Film GELIEBTE LÜGEN, geschrieben und inszeniert von Julian Fellowes nach dem Roman „A Way Through The Wood“ („Elf Jahre und ein Tag“) von Nigel Balchin. Produziert wurde der Film von Christian Colson und Steve Clark-Hall, als Ausführender Produzent zeichnet Paul Smith verantwortlich. Hinter der Kamera stand Fellowes ein exquisites Team zur Verfügung. Darunter der für HOWARD’S END („Wiedersehen in Howard’s End“, 1992) und ROOM WITH A VIEW („Zimmer mit Aussicht“, 1985) zweifach Oscar-nominierte Kameramann Tony Pierce-Roberts und der Oscar-prämierte Sound Mixer Chris Munro (BLACK HAWK DOWN, „Black Hawk Down“, 2001). Alex Mackie und der Academy-Award-Gewinner Martin Walsh (CHICAGO, „Chicago“, 2002; IRIS, „Iris“, 2001; BRIDGET JONES‘ DIARY, „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“, 2001) besorgten den Schnitt, Stanislas Syrewicz ist der Komponist, Michele Clapton entwarf die Kostüme und Alison Riva zeichnet für die Ausstattung verantwortlich.

WIE MAN EIN PERFEKTES PAAR ENTSCHLÜSSELT:

DIE GESCHICHTE VON GELIEBTE LÜGEN

Die Ehe ist wie das Rätsel der Sphinx: Entweder du löst es oder wirst in Stücke zerrissen, so lautet das Dekret.“

--- D.H. Lawrence

Ernst und Humor reichen sich in GELIEBTE LÜGEN ebenso die Hand wie Romanze und Krimi. Dabei geht es weniger darum, „wer“ etwas getan hat als vielmehr um die Lösung des Mysteriums, „warum“ Menschen zu fatalen Fehlentscheidungen neigen – im Leben, in der Ehe, und immer gerade dann, wenn eine klare Entscheidung tatsächlich vonnöten wäre. Der Film unterzieht eine scheinbar perfekte Ehe der näheren Betrachtung, während sie durch ein Verbrechen in unwiederbringliche Schieflage gerät. Geheimniskrämerei, Betrug, aber auch Vergebung verweben sich dabei zu einer spannenden Erzählung, deren Ziel es ist, die pure Wahrheit unter der glänzenden Oberfläche zu ergründen.

Die Fragen, die sich dem Zuschauer stellen, sind zutiefst moralischer Natur: Wann ist eine Lüge besser als ein Geständnis? Kann eine eigennützige Tat gleichzeitig auch eine selbstlose sein? Was bedeutet es, eine „gute Ehefrau“ zu sein? Was ist ein „guter Ehemann“? Und: Wie weit würde ich gehen, um den Menschen, den ich liebe, wirklich glücklich zu machen?

Nach eben dieser Mixtur aus Unterhaltung und menschlicher Vielschichtigkeit suchte Julian Fellowes, als er sich auf sein Debüt als Regisseur vorbereitete. Er konnte bereits auf eine lange Karriere als Schauspieler und Drehbuchautor zurück blicken, die 2002 mit einem Oscar für seine Vorlage zu Robert Altmans Historien-Krimi GOSFORD PARK („Gosford Park“, 2001) gekrönt wurde. Er war auf der Suche nach dem „richtigen“ Buch, als er entscheidenden Tip für sein Regie-Debüt erhielt: seine gute Freundin Jenni Hopkins, drückte ihm Nigel Balchins Roman „A Way Through The Wood“ („Elf Jahre und ein Tag“) in die Hand.

Im Zentrum des 1951 erschienenen Romans steht ein betrogener Ehemann, der stillschweigend eine Affäre seiner Frau duldet, in der Hoffnung, sie würde eines Tages zu ihm zurückkehren. Im Jahr seiner Erstveröffentlichung sorgte diese Geschichte für großes Aufsehen, vor allem, nachdem die Londoner Tageszeitung „Evening Standard“ sie eine „brillante Studie des Ehebruchs und der korrumpierten Ideale“ nannte.

Fellowes war sofort fasziniert von der Thematik, die Balchin aufwirft und beschloss, den Roman als Ausgangspunkt für seine eigenen Ideen zu verwenden. Nach und nach gab er der Geschichte einen modernen, zeitgenössischen Anstrich und unterlegte sie mit Krimi-Elementen. Mit seinem unvergleichlicher Witz und seiner Faszination für die feinen Manieren der reichen und privilegierten Oberschicht, rundete er schließlich das Werk ab. „Man kann immer nur Teile eines Romans adaptieren“, beschreibt Fellowes seine Arbeit. „Ich habe mich quasi des Rückrats der Geschichte bedient und den Rest hinzugefügt.“

Fellowes weiter: „Mich interessierte an der Geschichte vor allem der Teil, der sich um die falschen Entscheidungen im Leben dreht, und wie sie jemanden einen Weg gehen lassen, der kein Zurück kennt. Eine einzige Lüge zieht unweigerlich 150 weitere nach sich, und schließlich verstrickt man sich in einem Geflecht, aus dem es keinen Ausweg gibt. Die Story handelt aber auch von Menschen, die eigentlich glücklich sein sollten... es aber nicht sind. Und das scheint mir auf den größten Teil der westlichen Welt zuzutreffen.“

Obwohl Fellowes die Handlung zu einer spannenden Kriminalgeschichte verdichtete – inklusive eines investigativen Polizisten -, passt dieser Fall keineswegs in das übliche Schwarz/Weiß-Raster. „Es gibt keinen echten Bösen in dieser Geschichte“, erklärt Fellowes. „Es gibt Gute, die sowohl gute, als auch schreckliche Dinge tun. Sogar Rupert Everetts Rolle, die entschieden dunkler gefärbt ist als die anderen, ist kein wahrer Bösewicht. Er hat für alles, was er tut, seinen eigenen Gründe.“

Von Anfang an ging es Fellowes darum, die moralischen Zwickmühlen so universell wie möglich zu gestalten. Ob arm oder reich, Briten, Amerikaner oder Deutsche - in ihrem Kern sollten sie alle menschlichen Paarbeziehungen umfassen. Andererseits reizte es ihn, die Charaktere der sehr speziell britischen, oberen Mittelschicht zuzuordnen, die nur sehr selten realistisch auf der Leinwand wiedergegeben werden, trotz ihrer Bedeutung innerhalb der Gesellschaft. „Sowohl Kino als auch Fernsehen ignorieren diese Menschen, obwohl sie zu Millionen existieren“, merkt Fellowes an. „In meinem Film wollte ich nicht nur auskundschaften, wie sie leben, sondern auch, wie sie überleben in dieser Sicherheitsblase, die sie um sich herum aufbauen. Und natürlich: Was passiert, wenn dieses Konzept eines perfekten Lebens plötzlich platzt? Ich glaube, jeder von uns, der ein angenehmes Leben führt, kennt diesen Moment, in dem etwas passiert, das einem plötzlich den Boden unter den Füßen entzieht. Man wird sie gewahr, wie fragil alles ist und wie schnell es sich in Luft auflösen kann.“

„Ganz offensichtlich leben die Mannings das Ideal eines modernen Lebens“, so Fellowes weiter. „James hat einen netten Job, ein nettes Auto, ein nettes Haus... aber ein einziger kleiner Zwischenfall genügt, und er ist in der Hölle. Das ist kein rein englisches Phänomen, sondern schlicht ein menschliches.“

Seine Sympathien verteilte Fellowes gleichmäßig auf die individuellen Miseren von James, Anne und Bill. Ebenso viel Verständnis zeigt er für deren höchst unglückliche Entscheidungen, die sie immer tiefer ins Netz der Lüge und des Betrugs treiben. Ganz bewusst aber enthielt er sich als Autor und als Regisseur eines Urteils. So bleibt, nach Fellowes Dafürhalten, der interessanteste Teil des Films dem Publikum überlassen: die Zuschauer können in die Geschichte eintauchen und sich ihre ganz persönliche Meinung über die Charaktere, deren Lebenslügen und ihr Lösungsversuche bilden.

„In meinen Augen ist die Geschichte ein moralischen Labyrinth, in dem man mal auf der einen, mal auf der anderen Seite landet“, meint Fellowes. „Jede der Figuren trifft mal gute Entscheidungen und manchmal fruchtbar schlechte. Am Ende aber, und das wünsche ich mir am meisten, ist es der Zuschauer, der sich für eine Seite entschieden hat und womöglich sogar schon in eine spannende Diskussion verstrickt ist, ob es die richtige sei.“

Fellowes‘ spannender Aufbau und ganz besonders der finale Höhepunkt ließen auch den Produzenten Christian Colson von Celador Films das Drehbuch zu GELIEBTE LÜGEN bis zur letzten Seite in einem Zug durchlesen. Unmittelbar darauf stand seine Beteiligung an diesem Filmprojekt fest: „Ich war unglaublich berührt von dem Stoff. Ich lese wirklich viele Scripts, aber nur wenige konnten mich in diesem Maße fesseln. Vor allem die letzten 30 Seiten machen die Geschichte überaus emotional, dramatisch und universell. Fellowes verfügt über dieses feine, originelle Gespür für die richtige Betonung einer Handlung. Und er ist in der Lage, das allgemein Gültige im Besonderen zu finden. Wie schon in GOSFORD PARK („Gosford Park“, 2001) gräbt er sich auch diesmal wieder mit unglaublichem Engagement in eine unsichtbare Welt.“

Colson fasst zusammen: „Jeder, der schon einmal von der Liebe enttäuscht oder von den ganz normalen Komplikationen des Lebens böse überrascht worden ist, wird sich in den Momenten des Schreckens, der Intrige und des Mitgefühls dieses Film wiederfinden.“

EIN EHEMANN WIRD IN DIE PFLICHT GENOMMEN:

TOM WILKINSON ÜBER DAS DILEMMA VON JAMES MANNING

Verstehe ich das richtig? Seit Jahren glaube ich, dass wir sehr glücklich sind, nur um nun, ganz im Gegenteil, herauszufinden, dass wir – oder besser gesagt, du – sehr unglücklich bist.“

--James Manning

Im Mittelpunkt von GELIEBTE LÜGEN steht James Manning, der mit der Stimme eines unbeteiligten Beobachters diese Geschichte erzählt. Sogar seine Wandlung vom typischen, gefühllosen, britischen Ehemann, der nichts Falsches an seinem privilegiertem Leben und seiner soliden Ehe finden kann, zu einem psychisch sichtbar verletzten Mann, der sich mit dem drohenden Verlust von allem, was ihm jemals wichtig erschien, auseinander setzen muss, behandelt er aus sicherer Distanz. Dabei ist es vor allem James, der gezwungen ist, durch das Labyrinth der moralischen Entscheidungen zu navigieren, wobei die Tiefe seiner Gefühle auf eine harte Probe gestellt wird.

Dass für solch eine emotional aufreibende Rolle ein Schauspieler mit immensem Mut und höchster Vielseitigkeit gebraucht würde, stand von Anfang an fest. Schon sehr früh in der Entwicklung des Films hatte Julian Fellowes den Briten Tom Wilkinson im Hinterkopf. Als Fellowes den Schauspieler jedoch zum ersten Mal auf ein gemeinsames Projekt ansprach, waren beide noch relativ unbekannte Größen im internationalen Filmgeschäft. Am ersten Drehtag von GELIEBTE LÜGEN standen sich mit Fellowes und Wilkinson jedoch ein Oscar-Gewinner, für GOSFORD PARK („Gosford Park“, 2001), und ein Oscar-Nominierter gegenüber, denn auch Wilkinson war mit seiner ergreifenden Darstellung des amerikanischen Ehemanns in Todd Fields explosivem Familiendrama IN THE BEDROOM („In the Bedroom“, 2001) im Jahr 2001 in die Nähe der begehrten Trophäe gerückt.

Wilkinson konnte sich sehr schnell in die Rolle von James Manning, der gleichzeitig herausfindet, dass seine Frau eine Affäre mit dem Nachbarn hat und zudem am Tod eines Menschen schuld ist, hinein versetzen. „Zwei so schrecklichen Enthüllungen, und dann auch noch gleichzeitig, verkehren jedes noch so idyllische Leben ins genaue Gegenteil“, ist sich Wikinson sicher. „Was mich an James am meisten beeindruckt hat, ist seine Transformation vom steifen, unreflektierten Menschen hin zu jemandem, der nach und nach die wahre Bedeutung von Liebe begreift.“

James‘ menschliche Schwächen und seine emotionale Abwesenheit machten ihn für Wilkinson lebendig. „James ist so ein altbackener Ernährer-Typ, der seine Ehe mit Anne für die Erfüllung des Familienglück hält und gar nicht merkt, dass sie das ganz anders sieht. Das faszinierende an dieser Figur ist, das jede einzelne seiner Lebensthesen herausgefordert und auf den Kopf gestellt wird – und ganz plötzlich wird dieser gesetzte, englische Anwalt in ein Chaos aus Kriminalität und Verzweiflung gesogen.“

Wilkinson fühlte sich während der Dreharbeiten mit Fellowes oft an IN THE BEDROOM erinnert, obwohl James Manning charakterlich so ziemlich das genaue Gegenteil seiner Rolle in IN THE BEDROOM ist. _Als Manning ist Wilkinson wohlhabend, britisch und bis an die Schmerzgrenze reserviert, während er vorher einen Mann der Arbeiterklasse darstellte, amerikanisch und gefährlich impulsiv. „GELIEBTE LÜGEN mag im Kern zwar ausgesprochen englisch erscheinen“, so Wilkinson, „die Geschichte aber ist universell. Was mich so sehr an IN THE BEDROOM erinnert hat, ist die Tatsache, dass beide Filme, nimmt man sie aus ihren Schauplätzen heraus, eine zutiefst menschliche und allgemein verständliche Geschichte erzählen.“

Kaum hatte Wilkinson mit der Erarbeitung seiner Rolle begonnen, faszinierte er auch schon sämtliche Beteiligte hinter der Kamera durch die Lebendigkeit, mit der er James förmlich aus den Seiten des Scripts springen lässt – trotz aller Steifheit und Widersprüche, die der Charakter mit sich bringt. Oder wie Produzent Christian Colson seine Beobachtungen beschreibt: „James ist ein sehr schwieriger Charakter. Am Anfang ist er eine Art eingebildeter Kontrolleur, der ganz und gar nicht nett zu seiner Frau ist. Doch auch diese Seite muss so gespielt werden, dass der Zuschauer mit James sympathisiert, denn schließlich soll man ihm ja auch bei seiner Wandlung folgen wollen. Wilkinson hat James diese umwerfende Qualität verliehen, die ihn sofort für das Publikum zugänglich macht. James ist so offen und sympathisch in seiner manierierten Art, dass man sich einfach zu ihm hingezogen fühlt. Gleichzeitig hat Wilkinson der Rolle diese gewissen unterschwelligen Emotionen verliehen, – es ist einfach eine wundervoll ausgewogene Darstellung.“

Ganz besonders erfreut zeigte sich Wilkinson über die Möglichkeit mit Emily Watson zu arbeiten. Sein James und ihre Anne fügen sich zu einem Paar, das vorsichtig elegant umeinander tanzt, während sie versuchen einen Weg aus dem Lügennetz zu finden, in das sie sich selbst versponnen haben. „Mit Emily Watson zu arbeiten, ist einfach großartig“, schwärmt ihr Film-Ehemann. „Sie ist so durch und durch bei der Sache, so hingebungsvoll und auch unglaublich sexy, was mich angenehm überrascht hat.“

Die größte Freunde aber bereitete es Wilkinson, seinen Freund Julian Fellowes bei dessen Debüt als Filmregisseur zu beobachten, wofür er sich ja einen denkbar komplexen und aufwühlenden Stoff vorgenommen hatte. „Fellowes ist ein fabelhaft selbstsicherer Regisseur“, lobt Wilkinson. „Die meisten Regisseure arbeiten ständig aus einer gewissen Panik heraus. Aber Fellowes ist da ganz anders. Er bringt eine natürliche Genialität und seinen feinen Witz mit an den Set... und wahrscheinlich ist es genau das, was seine Art Geschichten zu erzählen so eindringlich macht.“

EINE EHEFRAU SUCHT NACH IHRER BEFREIUNG

EMILY WATSON ÜBER DIE PASSION DER ANNE MANNING

„Ich habe bisher bei jeder Aufgabe versagt, die du mit gestellt hast, und trotzdem stellst du mir neue... Warum?“

-- Anne Manning

James Manning gerät in GELIEBTE LÜGEN immer tiefer in einen Sog aus Lügen, Verbrechen und Einsamkeit. Seine Frau Anne indes fühlt sich mehr und mehr befreit von einer Ehe, die zusehends in die Brüche geht. Jahrelang war sie stillschweigend die „gute Ehefrau“, nun aber sieht sie die Chance, aus diesem ungeliebten Panzer auszubrechen und macht dabei einen großen Fehler, der verheerend kriminelle Folgen nach sich zieht.

Die Rolle der Anne Manning besetzte Julian Fellowes mit der zweifach für den Oscar nominierten Schauspielerin Emily Watson. In Erinnerung geblieben war sie ihm vor allem durch ihre unverhohlen mutige Darstellung in Lars von Triers BREAKING THE WAVES („Breaking the Waves“, 1996) und durch ihre brillante Verkörperung der Cellistin Jacqueline Du Pré im HILARY AND JACKIE („Hilary and Jackie“, 1998). „In Emily Watsons Spiel steckt immer etwas Feierliches“, gibt Fellowes seinen Eindruck wieder. „Sie hat diese unglaubliche Fähigkeit, eine Figur so unbeirrt durch eine emotionsgeladene Geschichte zu navigieren, dass jedem Zuschauer sogar die kleinste Wendung begreifbar wird.“

Watson ihrerseits fühlte sich beim Lesen des Drehbuchs sofort von dem fast schmerzhaften Realismus angesprochen, der mit steigender Spannung verfolgen lässt, wie James und Anne versuchen, sich der Polizei zu entziehen, während sie auf der anderen, viel wesentlicheren Seite darum bemüht sind, ihr Probleme miteinander zu lösen. „Was ich an dieser Geschichte ganz besonders liebe, ist die Tatsache, dass sie zeigt, dass das Leben unglaublich kompliziert ist und nie so verläuft, wie wir uns das wünschen“, sagt Watson. „Das Drehbuch zeugt von einem tiefen Verständnis für die moralischen Fäden, an denen eine Beziehung hängt. Auch wenn es eigentlich eine Kriminalgeschichte ist, für mich geht es darin um Vergebung und Ausloten des eigenen Sinns für Gerechtigkeit.“

Annes Charakter wurde für Watson zur faszinierenden Herausforderung: Sie ist eine Frau, die durch einen schrecklichen Fehler eine polizeiliche Untersuchung auslöst, in deren Verlauf sie an Selbstbewußtsein gewinnt, weil sie versucht, sich der Schuld für den Tod eines Mannes zu entziehen. Dabei ging es Watson vor allem darum, Annes innere Zerrissenheit zu erforschen, ohne deren widersprüchliche Handlungen zu verurteilen.

„Am Anfang des Films sieht sich Anne ihrem eigenen Leben entfremdet durch eine Ehe, die nicht das ist, was sie sich vorgestellt hat“, so Watson weiter. „Viele Jahre zuvor hat sie sich selbst zu einem Leben als Ehe- und Hausfrau entschlossen. Allerdings konnte sie keine Kinder bekommen, was sie innerlich veröden ließ. Dabei hat Anne selbst kindlich wilde Züge an sich, während James eher der ruhige, reife Typ ist, der sich gar nicht für ihre Flausen interessiert. Zudem ist Anne eine sehr empfindsame und intelligente Frau, die allerdings in einer Ungebung lebt, in der Gefühle keine Worte haben – das allein ist schon genug Grund für den großen Knall.“

Bei der Erkundung des Ehelebens der Mannings arbeitete Watson eng mit Tom Wilkinson zusammen. „In vielen Szenen sieht man nur uns Zwei im Dialog. Das bedeutete harte, intensive Arbeit“, sagt die erfahrene Schauspielerin. „Aber Wilkinson und ich waren sehr konzentriert bei der Sache und auch immer auf dem gleichen Level. Es war das pure Vergnügen mit ihm zu arbeiten.“

Nichtsdestotrotz hat Watson auch viel Verständnis für Annes knisternde Affäre mit dem attraktiven Bill Bule, gespielt von Rupert Everett. „Anne hat sich an James gewöhnt, an den Anwalt, der sein Leben immer sehr nach den Regeln der Gesellschaft ausgerichtet hat. Und plötzlich kommt da dieser andere Mann daher, der sich so gar nicht an irgendwelche Regeln halten will, was für Anne eine ungeheure Befreiung bedeutet.“

Watson weiter: „Mit Rupert Everett zu arbeiten, hat mir besonders viel Spaß gemacht. Er ist witzig, er ist schön, er ist sexy und er strahlt permanent diese „Mir doch egal“-Haltung aus. Er hat also genau das, was Bill so gefährlich macht für die Ehe der Mannings.“

GELIEBTE LÜGEN ist zwar aus James‘ Perpektive erzählt, dennoch gibt es viele Dialog-Passagen, die Annes Standpunkt und ihre Entscheidungen verständlich machen. Genau darin sieht Watson für sich die Herausforderung: „Die Vorbereitungen zu diesem Film waren für mich ganz ähnlich der Proben für ein Theaterstück. Viele, viele Seiten Dialog hatte ich zu lernen, um dann am Set frei damit umgehen zu können.“

Produzent Christian Colson ist davon überzeugt, dass Watsons Darstellung entscheidend auf das Publikum einwirkt, wenn es darum geht, ein Urteil über Anne und ihre Lügen zu fällen. „Es ist die Vielschichtigkeit in Watsons Spiel, wodurch sich die innere Logik von Anne erklärt“, so Colson. „Ihre Anne ist so folgsam, so eine graue Maus zu Beginn des Films, dass man sich später regelrecht freut, wenn sie sich daneben benimmt und dabei richtig aufblüht. Und doch: So sehr man sich für Anne freut, so Leid tut einem auf der anderen Seite auch James.“

FREUND, GELIEBTER ODER KRIMINELLER?

RUPERT EVERETT ÜBER DAS GEHEIMNIS VON BILL BULE

Es ist gut, wenn man Vergebung sucht. Das macht demütig.“

-- Bill Bule

Der Dritte im Bunde der Menage a trois von GELIEBTE LÜGEN ist Bill Bule, der außergewöhnlich wohlhabende, gutaussehende und witzige Nachbar der Mannings. Scheinbar ohne jegliche Art von Reue wird er ihre Ehe zerstören – und doch verbirgt sich hinter dem ruchlos schönen Schein noch etwas ganz anderes, wovon niemand etwas ahnt. Rupert Everett, wohl einer der interessantesten Stars des britischen Kinos, verleiht Bill nicht nur das gute Aussehen, sondern auch das rechte Maß an englischer Oberschicht, aus der beide stammen.

„Everett kennt persönlich jede Menge Leute, die so sind wie Bill. Insofern brachte er also von Anfang an das allergrößte Verständnis für seine Rolle mit und spielte sie auch so, dass man in ihm nicht den Bösewicht sieht“, meint Julian Fellowes. „Wahrscheinlich hätten die meisten Schauspieler die arrogante, wenig attraktive Seite in Bill heraus gestellt. Everett aber spielte genau die andere Seite, was Bill menschlicher und sympathischer macht.“

Dazu auch Christian Colson: „Everett hat von Natur aus diese hinreißende Nonchalance, die einfach großartig zu Bill Charakter passt. Umso stärker wirkt der Kontrast zwischen Wilkinson und Everett, der auch schon durch den Altersunterschied, die physische Präsenz und ihrer Manieriertheit gegeben ist. Der Konflikt der beiden ist also vorgezeichnet.“

Everett selbst ließ sich nicht lange bitten, nachdem der das Drehbuch gelesen hat. „Ich fand die Geschichte einfach wunderschön und sehr, sehr gut konstruiert“, erinnert er sich. „Es gibt nicht viele Filme dieser Art: Ein bisschen Thriller, sehr viel Tiefe, gespickt mit feinem Humor und Figuren, die man noch lange im Gedächtnis behält. Die Story spinnt viele verschiedene Fäden spannend zusammen.“

Einer dieser Fäden gehört zu dem feinen, vielschichtigen Netz, das Bill Bule um sich selbst spinnt. „Bill macht ein Geheimnis aus sich, und das fasziniert jeden“, merkt Everett an. „Alles, was er tut, ist von diesem Geheimnis überschattet. Von außen sieht es so aus, als ob er Unmengen unverständlicher, unerklärlicher und unerhörter Dinge tut. Im Laufe der Geschichte erscheint er sogar ein bisschen weltfremd – bis zu dem Moment, an dem der Zuschauer die Gründe für sein Verhalten erfährt. Der ganze Film ist voll von solch emotionalen Überraschungen.“

DIE FRAU DES OPFERS

LINDA BASSETT ÜBER MAGGIES LEIDEN

Wenn man eine Putzfrau ist und den Leuten sagt, dass man schon einmal wegen Diebstahls verurteilt wurde, dann ist das, als ob man Lepra hätte. Sie wollen dich nicht mehr in ihrer Nähe haben. Sie wollen noch nicht mal, dass du ihre Sachen anfasst... Als ich ihr das erzählte, wissen Sie, was sie da gesagt hat? Ich werde es nie vergessen. Sie sagte: „Wir alle haben im Leben schon Dinge getan, die nicht die schlausten waren.“... Und sie hat nie ein Danke verlangt. Sie hat mir einfach nur mein Leben zurückgegeben.“

-- Maggie

Neben James, Anne und Bill, die jeweils ihren moralischen Kampf ausfechten, gibt es noch jemanden, der von ihren Taten und Entscheidungen abhängig ist: Maggie, die Putzfrau, deren Ehemann bei einem Autounfall mit Fahrerflucht ums Leben kam. Letztendlich aber ist es Maggie, die in diesem Spiel den Trumpf in der Hand hat, und damit das Schicksal der Mannings und von Bill Bule entscheidend lenken kann.

Gespielt wird Maggie von der schon mehrfach ausgezeichneten britischen Schauspielerin Linda Bassett, die dem Kinopublikum weltweit wohl am besten als Miss Oktober in CALENDER GIRLS („Kalender Girls“, 2003) in Erinnerung ist. Wie schon ihre Kollegen in GELIEBTE LÜGEN war auch Bassett hellauf begeistert, als sie zum ersten Mal das Drehbuch in Händen hielt. „Ich liebte es vom ersten Moment an“, strahlt sie. „Es ist eine Geschichte, die dich Stück für Stück hineinzieht, dich Dinge entdecken lässt, dir aber deine eigene Meinung und dein Urteilsvermögen nicht nimmt. Es spielt sich alles im Kopf des Zuschauers ab, in seiner Seele und in seinem Bewusstsein.“

Bassett weiter: „Ich fand es sehr interessant, wie alles zu Beginn nach einem strahlenden Traumleben aussieht, das jedoch immer dunkler wird, je tiefer man eintaucht. Sogar Maggie ist davon ein bisschen schockiert. Aber sogar sie ist ein Teil dieses dunklen Geheimnisses, das GELIEBTE LÜGEN so spannend macht – und doch ist keine der Figuren nur gut oder nur böse. Sie sind nur eben genauso kompliziert und unberechenbar, wie es auch Menschen im echten Leben sind.“

Komplettiert wird die vorzügliche Besetzung von GELIEBTE LÜGEN unter anderem auch durch den britischen Leinwand-Veteran John Neville, der sich als Bill Bules aristokratischer Vater Lord Rawston auf höchst merkwürdige Weise in die Affären seines Sohnes verstricken lässt. Hermoine Norris spielt Priscilla, James Mannings tüchtige Sekretärin, die sich bei günstiger Gelegenheit auch um sein leibliches Wohl kümmert. Und Londons Theaterstar David Harewood findet sich schließlich in der Rolle des unnachgiebigen Inspektor Marshall, der mit seinen bohrenden Fragen nach dem tödlichen Autounfall James, Anne und Bill immer tiefer in das fragile Netz aus Lügen und Geheimnissen treibt.

Zu seiner Schauspielerwahl meint Regisseur Julian Fellowes: „Ich brauchte gute Akteure für diese Art Film und ich bekam die besten, die es gibt. Die gesamte Besetzung ist das Risiko eingegangen, sich von mir, einem absoluten Neuling im Regiefach, inszenieren zu lassen. Und ich bin ihnen zutiefst dankbar dafür.“

IDYLLE UND SCHÖNHEIT GERATEN IN AUFRUHR:

ORTE UND AUSSTATTUNG VON GELIEBTE LÜGEN

Spannung und Aktion finden in GELIEBTE LÜGEN im Inneren statt. Das gilt nicht nur für die Schauplätze, sondern vor allem für die Figuren, unter deren kühler, ruhiger Oberfläche leidenschaftliche Gefühle brodeln. Von Anfang an ging es Julian Fellowes darum, einen heimlichen Blick ins Innere von James und Anne Manning zu wagen, indem er mit sorgfältiger Ausstattung und überaus idyllischen Landschaften ihre schmerzlich schöne Hülle inszenierte. Das Ergebnis ist eine filmisch entlarvende Beschreibung des üppigen und isolierten Lebensstils der englischen Oberschicht, wie sie auch heute noch existiert.

„Vor allem wollte ich, dass dieser Film schön ist“, meint Julian Fellowes. „Deswegen war ich auch sehr glücklich darüber, dass ich Kameramann Tony Pierce-Roberts für dieses Projekt begeistern konnte, der seinen ganz eigenen Stil Sinn für Schönheit in den Film eingebracht hat.“

Pierce-Roberts, der für seine Arbeit an den Merchant-Ivory-Klassikern ROOM WITH A VIEW („Zimmer mit Aussicht“, 1985) und HOWARD’S END („Wiedersehen in Howard’s End“, 1992) je für einen Academy Award nominiert war, versieht in GELIEBTE LÜGEN den typisch verklärten Blick auf die englische Oberschicht mit einem kräftigen, realistischen Unterton. Gedreht wurde in London, Paris und vor allem im ländlichen Buckinghamshire, wo sich James, Anne und Bill zum ersten Mal über den Weg laufen.

Authentizität und absoluter Realismus schwebten von Anfang an allen Beteiligten an diesem Film vor. Christian Colson meint dazu: „Wir veränderten die Locations nicht, denn nur so konnte ein absolut authentischer Look erhalten und die Handlung ins Hier und Jetzt eingebettet werden. Wir hatten mit Jane Soans eine phantastische Location Managerin, die uns an wunderbare Orte führte. Allerdings hatte unser Regisseur schon in den schönsten Anwesen Englands diniert und insofern eine sehr klare Vorstellung davon, wie das Haus der Mannings aussehen sollte.“

Buckinghamshire kann mit den schönsten Landschaften und elegantesten Anwesen England aufwarten und empfiehlt sich damit wie von selbst als Schauplatz. Das Herrenhaus von Lord Rawston, Maidley Park, findet sich in Chichely Hall, dem prächtigen georgianischen Bau aus dem Jahr 1719, der zudem von einem Park umgeben ist. Für die Kleinstadt Maidley, wo die Mannings ein ehemaliges Pfarrhaus bewohnen und Maggie ein kleines Haus bewohnt, steht das malerische Turville Modell. Zwischen Wiesen und kleinen Flüssen gelegen war das mittelalterliche Dorf in der Nähe von Henley on Thames der ideale Hintergrund für das beschauliche Provinz-Refugium der Mannings. Über mehrere Wochen hinweg wurde Turville zum Zentrum der Dreharbeiten. Die örtliche Pfarrkirche, St. Mary’s Church, die verschlungenen Landstraßen und der Bahnhof werden sogar zum Schauplatz für Schlüsselszenen.

Nicht weniger authentisch, allerdings weitaus mondäner sind die Drehorte in London (das „Le Caprice“-Restaurant) und Paris, wo Anne James um ein Treffen im Hotel „George V“ bittet, nachdem sie ihn wegen Bill Bule verlassen hat.

Doch obwohl die Drehorte wichtig waren um den oberflächlichen Lebensstil der Mannings hervorheben, der Schwerpunkt des Films liegt – von Pierce-Roberts sonnigen Bildern bis hin zur schicken Ausstattung von Alison Riva – darauf, die starken Widersprüche zwischen der Innen- und der Außenwelt der Charaktere aufzuzeigen.

Da Fellowes selbst ein erfahrener Schauspieler ist, weiß er auch in seiner Funktion als Regisseur sehr gut, wie wichtig es ist, sich auf den Instinkt der Darsteller zu verlassen. „Für einen Regisseur, der gleichzeitig auch Autor ist, besteht immer die Gefahr, dass er viel zu sehr an seinen Vorstellungen klebt“, gibt Fellowes zu. „Weil man aber andererseits auch möchte, dass die Schauspieler zu einem gestalterischen Teil des Ganzen werden, die alles mit ihrem Können zum Leben erwecken, darf man wiederum nicht zu zielgerichtet sein. Es gab Momente, da musste ich mich einfach von meinen verwirrenden Dialogen verabschieden, einfach weil das, was Wilkinson und Watson zeigten, weit besser war, als das, was im Drehbuch stand. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn du merkst, dass das, was du geschrieben hast, in einem Schauspieler innerlich so lodert, dass es eine ganz eigene Flamme entwickelt.“

BESETZUNG

EMILY WATSON (Anne)

Vier Jahre lang hatte Emily Watson erfolgreich mit der Royal Shakespeare Company auf der Bühne gestanden, als sie sich plötzlich dazu entschloss, zum Film zu gehen. Gleich mit ihrer allerersten Rolle, der Bess in Lars von Triers BREAKING THE WAVES („Breaking the Waves“, 1996), wurde sie als Beste Hauptdarstellerin für den Oscar nominiert und gewann den New York Critic Circle Award als Beste Darstellerin, den Los Angeles Critic Award als Beste Newcomerin des Jahres, den London Critic Circle Award und den Preis als Beste britische Newcomerin des Jahres. Es folgten noch eine weitere Oscar- und eine Golden-Globe-Nominierung für ihre Darstellung der brillanten jungen Cellistin Jacqueline Du Pre in Anand Tuckers HILARY AND JACKIE („Hilary and Jackie“, 1998). Gemeinsam mit ihren Kollegen in GOSFORD PARK („Gosford Park“, 2001) – geschrieben von Julian Fellowes -, wurde sie mit dem Golden Satellite Award für die hervorragende Leistung einer Gesamtbesetzung ausgezeichnet. Eine zweite Golden-Globe-Nominierung konnte sie für ihre Nebenrolle in THE LIFE AND DEATH OF PETER SELLERS („The Life And Death of Peter Sellers“; 2005) für sich verbuchen.

Zu Watsons Filmauftritten gehören auch die weibliche Hauptrolle neben Daniel Day-Lewis in THE BOXER („Der Boxer“, 1997), ANGELA’S ASHES („Die Asche meiner Mutter“, 1999) neben Robert Carlyle, Paul Andersons schrulliger Independent Hit PUNCH-DRUNK LOVE („Punch-Drunk Love“, 2002), RED DRAGON („Roter Drache“, 2002) mit Ralph Fiennes, sowie THE LUZHIN DEFENCE („Lushins Verteidigung“, 2000), METROLAND (1997) und THE CRADLE WILL ROCK („Das schwankende Schiff“, 1999). Gerade abgedreht hat sie THE PROPOSITION an der Seite von Guy Pearce und WAH-WAH mit Gabriel Byrne und Miranda Richardson.

Für die Theatersaisonen 2002 und 2003 kehrte sie diesseits und jenseits des Atlantik auf die Bühne zurück. Zu ihren Theaterarbeiten gehören einige Inszenierungen von Sam Mendes, darunter Shakespeares „Was ihr wollt“ am Londoner Donmar und Howard Davies’ „The Children’s Hour“ am Royal National Theatre. Weitere Bühnenauftritte hatte sie mit „Drei Schwestern“, „A Jovial Crew“, „Ende gut, alles gut“ und „The Changeling“.

TOM WILKINSON (James)

Tom Wilkinson ist einer der führenden Schauspieler Großbritanniens und gehört sowohl auf Bühne und wie auch auf der Leinwand zu den Veteranen des Metiers. Es waren seine eindrucksvollen Auftritte in THE FULL MONTY („Ganz oder gar nicht“, 1997) und seine Rolle in der mehrfach mit dem Oscar ausgezeichneten Romantikkomödie SHAKESPEARE IN LOVE („Shakespeare in Love“, 1998), die ihn weltweit beim Kinopublikum bekannt machten. Wilkinson wurde für seine Darstellung als traunernder Vater in dem Film IN THE BEDROOM („In the Bedroom“, 2001) an der Seite von Sissy Spacek gefeiert und mit vielen Preisen bedacht. Zu diesen Filmauszeichnungen gehören eine Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller, eine BAFTA-Nominierung, der Große Preis der Jury beim Sundance Film Festival und der Preis der New Yorker Filmkritiker als Bester Darsteller.

Sein Vielseitigkeit stellte Wilkinson unter anderem mit SENSE AND SENSIBILITY („Sinn und Sinnlichkeit“, 1995), SMILLA’S SENSE OF SNOW („Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, 1997), OSCAR & LUCINDA („Oscar und Lucinda“, 1997), RIDE WITH THE DEVIL („Ride with the Devil – Die Teufelsreiter“, 1999), THE IMPORTANCE OF BEING EARNEST („Ernst sein ist alles“, 2002) und dem von der Kritik umjubelten Film THE GIRL WITH THE PEARL EARRING („Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, 2003) unter Beweis. Zu seinen jüngsten Rollen zählen die von der Kritik hoch gelobte Tragikomödie ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND („Vergiss mein nicht“, 2004) mit Kate Winslet und Jim Carrey, STAGE BEAUTY („Stage Beauty“, 2004) mit Claire Danes und Billy Crudup, der von Julian Fellowes adaptierte P.G. Wodehouse-Roman PICCADILLY JIM (2004), A GOOD WOMAN („Good Woman – Ein Sommer in Amalfi“, 2004) mit Helen Hunt und Scarlet Johansson und Carmine Falcone in BATMAN BEGINS („Batman Begins“, 2005). Zuletzt sah man ihn an der Seite von Laura Linney in dem Horror-Thriller THE EXORCISM OF EMILY ROSE („Der Exorzismus der Emily Rose“, 2005).

Auf der Bühne sah man Wilkinson unter anderem als John Proctor in „Hexenjagd“ am Royal National Theatre, in der Titelrolle von „König Lear“ am Royal Court, als Dr. Stockmann in der preisgekrönten Produktion „Enemy of the People“ neben Vanessa Redgrave im Londoner West End und in einer mit dem Critics Circle Award ausgezeichneten Performance in „Ghosts“. Großen Beifall fand auch sein Auftritt in David Hares Inszenierung von „My Zinc Bed“ neben Julia Ormond.

RUPERT EVERETT (Bill)

Rupert Everett wurde zu einem der begehrtesten britischen Stars, nachdem er sich an der Seite von Colin Firth als Guy Bennett in ANOTHER COUNTR („Another Country“, 1984) präsentierte. Schon kurz darauf folgten große Rollen in Filmen wie DANCE WITH A STRANGER („Dance with a Stranger – Geliebt bis in den Tod“, 1985) neben Miranda Richardson, DUET FOR ONE (1986) und THE COMFORT OF STARNGERS („Der Trost von Fremden“; 1990). Darüber hinaus sah man ihn auch in Robert Altmans Laufsteg-Komödie PRET-A-PORTER („Pret-a-Porter“, 1994) und dem preisgekrönten Königsdrama THE MADNESS OF KING GEORGE („King George – Ein Königreich für mehr Verstand“, 1994).

Everetts unvergesslicher Auftritt in der Erfolgskomödie MY BEST FRIEND’S WEDDING („Die Hochzeit meines besten Freundes“, 1997) öffnete ihm Hollywoods Türen, was er zu einem Auftritt als düsterer Christopher Marlowe in der mehrfach mit dem Oscar ausgezeichnetes Kostümkomödie SHAKESPEARE IN LOVE („Shakespeare in Love“, 1998) nutzte, gefolgt von der Oscar-Wilde-Adaption THE IMPORTANCE OF BEING EARNEST („Ernst sein ist alles“; 2002) und TO KILL A KING (2003). Zuletzt verlieh er in der englischsprachigen Originalversion Prinz Charming in SHREK 2 („Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück“, 2004) seine Stimme und war in STAGE BEAUTY („Stage Beauty“, 2004) zu sehen.

Everett stellte vor allem am Londoner Citizens Theatre seine Vielseitigkeit unter Beweis, etwa in „Das Bildnis des Dorian Grey, „Heartbreak House“ und „The Vortex“. Vor kurzen noch als Titelheld in „Sherlock Holmes And The Case Of The Silk Stocking“ (2004) im britischen TV unterwegs, sprach er zuletzt die Rolle des Fuchs‘ in THE CHRONICLES OF NARNIA: THE LION; THE WITCH AND THE WARDROBE („Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia“, 2005) ein.

LINDA BASSETT (Maggie)

Vor allem mit ihren Theaterrollen hat es Linda Bassett in England zu schauspielerischem Ruhm gebracht, aber auch durch unzählige Auftritte im Fernsehen und auf der großer Leinwand ist sie dem Publikum noch gut im Gedächtnis. Im Jahr 2000 errang sie mit ihrer Performance in EAST IS EAST („East is East“, 1999) eine BAFTA-Nominierung, nachdem sie schon großen Eindruck in OSCAR & LUCINDA („Oscar und Lucinda“, 1997) hinterlassen hatte. Sie war in Stephen Daldrys hoch prämiertem Filmdrama THE HOURS („The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, 2002) zu sehen und als Miss Oktober in der Komödie CALENDAR GIRLS („Kalenders Girls“, 2003). Nach GELIEBTE LÜGEN stand sie neben John Malkovich in COLOUR ME KUBRICK (2006) vor der Kamera.

In ihrer Eigenschaft als Theaterschauspielerin hat Linda Bassett nicht nur ganz England bereist, sondern auch den Sprung über den Atlantik geschafft, etwa mit „Far Away“, unter der Regie von Stephen Daldry, aber auch mit Max Stafford-Clarks „Our Country’s Good“, Athol Fugards „A Place With The Pigs“ und in unzähligen Produktionen der Royal Shakespeare Company. Die Bühnensaison des Jahres 2003 verbrachte sie am Londoner Shakespeare’s Globe Theatre, wo sie Rollen in den ausschließlich mit Frauen besetzen Stücken „Richard III.“ und „Der Widerspenstigen Zähmung“ übernahm und 2004 trat sie am Royal Court Theatre in „Lucky Dog“ auf, wofür sie mit dem TMA Best Actress Award ausgezeichnet wurde.

HERMIONE NORRIS (Priscilla)

Von ihrem Vater nach der Tochter der schönen Helena von Troja benannt, ist Hermione Norris in Großbritanien vor allem für ihre Fernsehrollen bekannt, darunter etwa die Comedy-Serie „Drop The Dead Donkey“, „Clarissa“, „Falling Apart“, „Wire In The Blood“ und das preisgekrönte ITV-Drama „Cold Feet“. Im Kino sah man sie bisher in BORN ROMANTIC (2000) und in QUICKSAND („Quicksand – Gefangen im Treibsand“, 2001). Zu ihren Arbeiten am Theater zählen „Blinded By The Sun“, inszeniert von Ron Daniels, Gregory Hershovs „Schau zurück im Zorn“, „Pygmalion“ am Royal National Theatre und „Onkel Wanja“ und „Die Möwe“, unter der Regie Vladimir Bogolomov am Moscow Arts.

DAVID HAREWOOD (Inspektor Marshall)

Davd Harewood ist sowohl dem englischen, als auch dem amerikanischen Theater- und TV-Publikum bekannt, vor allem durch seine Titelrolle in „Othello“ am National Theatre, aber auch für seine Hauptrollen in „Babyface“, „A&E“, „Fat Friends“ und fünf Staffeln der Erfolgsserie „The Vice“. Auf der Leinwand war er unter anderem in Henry Coles MAD DOGS & ENGLISHMEN (1995), Henning Carlsens I WONDER WHO’S KISSING HER NOW (1998) und zuletzt als Prinz von Marokko in Michael Radfords MERCHANT OF VENICE („Der Kaufmann von Venedig“, 2004) an der Seite von Al Pacino zu sehen. Zur Zeit steht Harewood in der Hauptrolle des Stücks „His Dark Materials 2“ am National Theatre auf der Bühne.

JOHN NEVILLE (Lord Rawston)

John Neville kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere in Film, Fernsehen und Theater zurückblicken. Seine Kino-Laufbahn begann er in den 60er Jahren an der Seite von Robert Morley in OSCAR WILDE („Oscar Wilde“, 1960). 28 Jahre später stand er in der Titelrolle von Terry Gilliams skurriler Komödie THE ADVENTURE OF BARON MUNCHHAUSEN („Die Abenteuer des Barons von Münchhausen“, 1988) vor der Kamera, gefolgt unter anderem von LITTLE WOMEN („Betty und ihre Schwestern“, 1994), THE FIFTH ELEMENT („Das fünfte Element“, 1997), SUNSHINE („Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein“, 1999), David Cronenbergs SPIDER („Spider“, 2002), THE STATEMENT („The Statement, 2003) an der Seite von Michael Caine und MOVING MALCOLM (2003).

Als einer der angesehensten Schauspieler im englischen Sprachraum ist Neville auf der Bühne ebenso zu Hause wie im Fernsehen. Zu seinen unzähligen Auftritten am Londoner Old Vic Theatre gehören auch dien Titelrollen in „Hamlet“, „Richard III.“ und „Macbeth“. Zudem passte er sich mit triumphalem Erfolg die Titelrolle in „Alfie“ im West End auf den Leib. Er spielte in „Noch einmal mit Gefühl“ und als Sir Peter Teazle in „Skandal“ am Royal National Theatre. Über mehrere Spielzeiten hinweg leitete Neville das Nottingham Playhouse und folgte dem Ruf des Citadel Theatre nach einem künstlerischem Leiter ins kanadische Edmonton. Weltweit bekannt machte sich Neville als der Well-Manicured Man in der Serie „Akte X“.

JOHN WARNABY (Simon)

Sowohl auf der Bühne, als auch in Film und Fernsehen ist John Warnaby zu Hause. Erst kürzlich stand er für den von der BBC produzierten Fernsehfilm „Cambridge Spies“ vor der Kamera, wobei er auch schon in „Midsomer Murders“, „Touch of Frost“, „Grange Hill“, „Lovejoy“ und Gillie MacKinnons „Last of the Bombshells“ tragende Rollen übernommen hatte. Im Kino sah man Warnaby schon in Mike Leighs Theater-Komödie TOPSY-TURVY („Topsy-Turvy – Auf den Kopf gestellt, 1999), Mark Mylords ALI G INDAHOUSE („Ali G in da House“, 2002) und zuletzt in WIMBLEDON („Wimbledon – Spiel, Satz und... Liebe“, 2004). Als festes Mitglied der Royal Shakespeare Company trat er unter der Regie von Sam Mendes und Phillip Breen auf, etwa in den Stücken „Destiny“ und Ted Childs Inszenierung von „Wer den Wind säht“.

STAB

JULIAN FELLOWES (Drehbuch/Regie)

Mit GELIEBTE LÜGEN gibt der Schauspieler und Drehbuchautor Julian Fellowes sein Debüt als Regisseur. Er ist auch für das Drehbuch verantwortlich, das er auf der Grundlage von Nigel Balchins 1951 veröffentlichtem Roman „A Way Through The Woods“ („Elf Jahre und ein Tag“) entwickelte.

Als Schauspieler mit vielen Facetten machte sich Fellowes sowohl beim Kino-, als auch beim Fernsehpublikum bekannt, etwa durch Filme wie DAMAGE („Verhängnis“, 1992), SHADOWLANDS („Shadowlands – Ein Geschenk des Augenblicks“, 1993), REGENERATION („Der Preis der Ehre“, 1997) und dem James Bond-Abenteuer TOMORROW NEVER DIES („Der Morgen stirbt nie“, 1997). Aber auch in Fernsehspielen wie „Fellow Traveller“(„Schatten des Verrats“, 1989), „Killing Me Softly“ („Eine Frau tötet“, 1995) und „Sharp’s Regiment“ (1996) und tragenden Rollen in den TV-Serien „Martin Chuzzlewit“, „Our Friends in the North“, „Aristocrats“ und vor allem als Lord Kilwillie in bisher vier Staffeln von „Monarch Of The Glen“ war Fellowes zu sehen.

International zum Star wurde Fellowes jedoch durch sein Drehbuch zu Robert Altmans historischem Thriller GOSFORD PARK („Gosford Park“, 2001), wofür er 2002 mit dem Oscar für das Beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde. Dabei hatte sich Fellowes schon 1995 mit dem Script zu der preisgekrönten Serie „Little Lord Fauntleroy“ ein zweites Standbein geschaffen, wovon in letzter Zeit auch seine adaptierten Vorlagen zu VANITY FAIR („Vanity Fair – Jahrmarkt der Eitelkeit“, 2004) und PICCADILLY JIM (2004) mit Tom Wilkinson zeugen. Erst kürzlich ist in Großbritannien sein erster Roman, Snobs, erschienen, der von der Kritik als gelungene Gesellschaftskomödie gefeiert wurde. Auch die Bühnenshow „Mary Poppins“, mit der Cameron Mackintosh und Disney zu Weihnachten 2004 für großes Aufsehen in Londons West End sorgten , basiert aus Fellowes Vorlage.

PAUL SMITH (Ausführender Produzent)

Paul Smith ist der leitende Direktor von Celador Films und Vorsitzender der Muttergesellschaft Complete Communications Corporation Limited. Seine Karriere begann der 1947 im nordirischen Belfast geborene Smith als Lehrling in den Vorführungssälen der BBC. In den folgenden sieben Jahren stieg er dort zum Leiter der Abteilung für Kindersendungen und Unterhaltungsprogramme auf. Nachdem er 1973 ein eigenes Büro gründete, arbeitete er freischaffend für diverse regionale ITV-Sender in Großbritannien. Smith holte den Komödianten und Schauspieler Jasper Carrott ins Fernsehen und kreierte mit ihm zusammen die Show „It’ll Be Alright On The Night“, eine der erfolgreichsten Sendungen von ITV. Zwischen 1975 und 1980 produzierte und inszenierte Smith unzählige Unterhaltungs- und Comedy-Shows für die Prime Time. Sein „It’ll Be Alright On The Night 2“ brachte ihm 1980 eine Nominierung für den britischen Academy Award ein und für die begehrte Silberne Rose von Montreux, während seine Show „Peter Cook and Company“ die Goldmedaille des New York Television Festivals gewann.

Maßgeblich beteiligt war Smith auch an der Gestaltung der erfolgreichen US Quiz-Show „Who Wants To Be A Millionaire?“, die seit ihrer Entstehung im Jahr 2002 mit einem BAFTA-Award, zwei Emmys, der Silbernen Rose von Montreux und dem Queen’s Award for Enterprise ausgezeichnet wurde. In seiner Funktion als Ausführender Produzent betreute Smith 2002 auch Celadors erste Filmproduktionen: Stephen Frears DIRTY PRETTY THINGS („Kleine, schmutzige Geschäfte“, 2002), der sich bei Publikum und Kritik zum großen Erfolg entwickelte und je eine BAFTA- und eine Oscar-Nominierung für sich verbuchen konnte. Zuletzt war Paul Smith Ausführender Produzent bei THE DESCENT („The Descent – Abgrund des Grauens“, 2005).

CHRISTIAN COLSON (Produzent)

Nach seinem mit Auszeichnung bestandenen Abschluss in Englischer Literatur an der Oxford University schloss sich Christian Colson der Künstleragentur London Management an, für die er Theater-, Film- und Fernsehautoren betreute. 1998 wechselte er zur neugegründeten britischen Produktionsfirma HAL Films, wo er schon ein Jahr später zum Leiter der Entwicklungsabteilung aufstieg. Zu dem von HAL produzierten Kinofilmen gehören unter anderem ABOUT ADAM („Alles über Adam“, 2000) und MANSFIELD PARK („Mansfield Park“, 1999). Im Jahr 2000 nahm Miramax Film Colson als Leiter der Entwicklungsabteilung in Großbritannien unter Vertrag. Seit seinem Wechsel im Jahr 2002 zu Celador Film zeichnet Colson als Leiter der Produktions- und Entwicklungsabteilung verantwortlich für die Auftragsvergabe, Entwicklung und Entstehung von Spielfilmen. Im Juni 2003 wurde er in den Vorstand der Firma berufen. GELIEBTE LÜGEN ist Colsons erster Spielfilm in seiner Funktion als Produzent, THE DESCENT („The Descent – Abgrund des Grauens“, 2005) ist der zweite von ihm produzierte Film.

STEVE CLARK-HALL (Produzent)

Steve Clark-Hall kann auf eine lange Karriere als Film- und Fernsehproduzent zurückblicken. So war er Line-Producer, Ko-Produzent, Produzent und Autor bei mehreren erfolgreichen und überwiegend britischen Produktionen. Zusammen mit Mairi Bett leitet er Skyline Films, eine Produktionsfirma, die sowohl eigene Projekte entwickelt, als auch Beteilungen an Fremdproduktionen anbietet. 1991 produzierte Clark-Hall Derek Jarmans umstrittenes Drama EDWARD II. („Edward II.“, 1991). Er war Ko-Produzent bei MARGRET’S MUSEUM („Das Ende aller Träume“, 1995) mit Helena Bonham-Carterin der Hauptrolle und bei SMALL FACES (1996), der den Michael Powell Award des Edinburgh Film Festivals gewann. Zu seinen weiteren Arbeiten zählen LOVE AND DEATH ON LONG ISLAND („Liebe und Tod auf Long Island“, 1997) und Alan Rickmans Regiedebüt THE WINTER GUEST (1997), sowie THE CLANDESTINE MARRIAGE (1999) und THE TRENCH (1999). Ebenfall 1999 zeichnete Clark-Hall als Line-Producer für die britische Komödie SAVING GRACE („Grasgeflüster“, 2000) verantwortlich, mit deren Regisseur Nigel Cole er auch bei CALENDER GIRLS („Kalender Girls“, 2003) zusammenarbeitete. Für das Fernsehen produzierte Clark-Hall den Spielfilm „Hamish McBeth“ und die preisgekrönte Channel 4-Serie „Big Women“.

TONY PIERCE-ROBERTS, BSC (Kamera)

Tony Pierce-Roberts ist ein mehrfach ausgezeichneter Kameramann mit großen Erfahrungsschatz im Film-Business. Viel Lob, eine BAFTA- und eine Oscar-Nominierung erntete er für seine Zusammenarbeit an den Merchant-Ivory-Klassikern ROOM WITH A VIEW („Zimmer mit Aussicht“, 1985) und HOWARD’S END („Wiedersehen in Howard’s End“, 1992). Darüber hinaus wurde er mit dem Preis der New Yorker Kritiker für seine Kameraarbeit und mit dem The London Evening Standard Award für herausragende technische Leistungen bei den Filmen ROOM WITH A VIEW („Zimmer mit Aussicht“, 1985) bedacht und mit einer weiteren BAFTA-Nominierung für THE REMAINS OF THE DAY („Was vom Tage übrig blieb“; 1993). Zu Pierce-Roberts’ früheren Spiel- und Fernsehfilmen zählen auch so außergewöhnliche Projekte wie P’TANG YANG KIPPERBANG (1984) und der Mehrteiler TINKER TAILOR SOLDIER SPY („König, Dame, As, Spion“, 1979) für den er zwei BAFTA-Awards als Bester Kameramann erhielt. In seiner langen, erfolgreichen Laufbahn arbeitete er mit vielen Regie- und Schauspieltalenten zusammen, etwa bei Filmen wie A PRIVATE FUNCTION („Magere Zeiten“, 1984), OUT COLD („Tau‘ mich auf, Liebling“, 1989), MR. & MRS. BRIDGE („Mr. & Mrs. Bridge“, 1990), THE CLIENT („Der Klient“, 1994), DISCLOSURE („Enthüllung“, 1994) und SURVIVING PICASSO („Mein Mann Picasso“, 1996). Hinter der Kamera saß er in letzter Zeit für THE GOLDEN BOWL („The Golden Bowl“, 2000) für Merchant-Ivory, für THE IMPORTANCE OF BEING EARNEST („Ernst sein ist alles“, 2002), UNDERWORLD („Underworld“, 2003) und DE-LOVELY („De-Lovely – Die Cole Porter Story“, 2004). Für den Regisseur Andrzej Bartkowiak führte Pierce-Roberts erst kürzlich bei DOOM („Doom – Der Film“, 2005) die Kamera.


87 Min

James Manning (Tom Wilkinson, THE FULL MONTY, IN THE BEDROOM), ein erfolgreicher Londoner Anwalt, und Anne (Emily Watson, GOSFORD PARK), seine Frau, sind seit Jahren glücklich verheiratet und leben ein sorgenfreies Leben in London und auf ihrem Landsitz in der englischen Countryside. Mehr aus Langeweile denn aus Interesse beginnt Anne eine Affäre mit dem attraktiven Bill (Rupert Everett, MY BEST FRIEND’S WEDDING). Zunächst gelingt es Anne, ihre Seitensrpünge vor Ihrem Gatten geheim zu halten, doch dann rüttelt ein tragischer Unfall den bis dahin ahnungslosen Ehemann auf. Der bei dem Unfall getötete Fahrradfahrer ist der Haushälter der Mannings und trotz Fahrerflucht wird schnell wird klar, dass Bills Landrover in den Unfall verwickelt war. Doch nicht Bill saß an jenem Abend am Steuer des Wagens…

Genau beobachtet und mit eindringlichen Charakterstudien zeigt Drehbuchautor und Regisseur Julian Fellowes, der für sein Buch zu GOSFORD PARK mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, wie aus einer Affäre eine Lüge wird, aus einer Lüge ein Verbrechen und wie das, was ein Unfall war, die Idylle britischen Landlebens zu zerstören , in dem um jeden Preis die Konvention gewahrt werden muss.