I'm Thinking of Ending Things: Kritik
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I'm Thinking of Ending Things: Kritik

Bild von Nils Zehnder
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Charlie Kaufmans Art Filme zu machen ist bei weitem einzigartig. Mit „I’m Thinking of Ending Things“ startet sein neustes – stark verwirrendes Werk – bei Netflix.

Die Beziehung zwischen Jake (Jesse Plemons) und seiner Freundin (Jessie Buckley) ist noch sehr frisch. Gerade einmal seit sechs Wochen sind die beiden ein Paar und schon heißt es für sie Jakes Eltern kennenzulernen. Während das frische Paar einen Roadtrip zur Farm von Jakes Eltern macht, denkt sie bereits daran schlusszumachen. Dort angekommen wird das ganze durch die verrückten Eltern und den draußen wütenden Schneesturm noch abstruser.

„I’m Thinking of Ending Things“ ist wohl der polarisierende Film von 2020. Während die einen die durch den Film entstehende Verwirrung lieben werden, so werden die anderen mit dem Film rein gar nichts anzufangen wissen. Kaufman versetzt uns in eine tief verschneite Welt, deren Geschichte uns langsam dargeboten wird. Die Langsamkeit spürt man dabei nicht nur durch die späte Einführung oder durch das Weglassen wichtiger Handlungsstränge, auch wird sie durch die Machart vermittelt. Die Kamera ist größtenteils statisch und nur auf die Charaktere fokussiert, deren Geschichten wir lauschen.

Verschneite Ewigkeit

Zu Beginn finden wir uns im Auto von Jake. Er und seine namenlose Freundin machen sich auf den Weg zur ländlich gelegenen Farm seiner Eltern. Die Frage, ob sie sich noch schnell etwas zur Verpflegung holen wolle, bevor es aufs Land gehe, trifft dabei auch auf den Zuschauer zu – vor dem steht eine gefühlt unendliche Autofahrt.

Diese Länge ist allerdings keinesfalls negativ, sondern passt perfekt zur stilistischen Erzählung der Geschichte. Durch die wirren, gar zusammenhangslosen Dialoge der beiden bekommen wir so ein immer besseres, auch stark bedrückendes, Gefühl der Beziehung. Wir lernen zu verstehen, warum die Protagonistin ihre Beziehung zu beenden vermag. Auf der Farm angekommen wird alles nur noch seltsamer. Eine Tür ist von mysteriösen Kratzern übersät, die Eltern lachen mehr als sie sollten und wirken sehr manisch. Gepaart wird dieses Szenario mit dem Loslösen der Zeit. Um das Pärchen herum verändert sich alles, die Eltern scheinen zu altern und so erlebt sie einen Stillstand in der Zeit.

Diese emotionale Achterbahnfahrt von Charlie Kaufman wird dabei mitunter durch den starken Cast getragen. Jesse Plemons und Jessie Buckley gelingt es, diese Abstrusität an Gefühlen und Situationen äußerst authentisch auf den Bildschirm zu bannen. Auch die Darsteller David Thewlis und Toni Collette in ihren Rollen der Eltern lassen den Zuschauer stets den Wahnsinn der Situation spüren. Perfektioniert wird das Schauspiel durch die bildliche Sprache. Nahezu statische Aufnahmen wechseln sich mit schnellen - horrortypischen - Schnitten ab.

Fazit:

I’m Thinking of Ending Things ist ein Film, dem keiner Worte so wirklich gerecht werden. Viele Inhalte des Filmes wären grundlegende Spoiler und sollten daher außen vor gelassen werden. Doch Charlie Kaufmans Drama überzeugt als Gesamtwerk in vollen Zügen. Mit dem Film ist ihm etwas gelungen, das für Streamingdienste außergewöhnlich ist und auch im Kino für großes Aufsehen gesorgt hätte. Kaufman schafft es mit seinem neusten Werk seine bisherigen Filme wie „Synecdoche, New York“ und „Anomalisa“ zu übertrumpfen. I’m Thinking of Ending Things ist eine grandios abstruse Geschichte über das Leben.

Der Film "I'm Thinking of Ending Things" ist ab dem 04. September 2020 auf Netflix verfügbar. Hier könnt ihr euch den Film direkt ansehen.

AltersempfehlungAb 12
Gesprächswert95%

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