Lupin: Kritik zur Netflixserie
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Lupin: Kritik zur Netflixserie

Bild von Nils Zehnder
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Mit „Ziemlich beste Freunde“ hatte Omar Sy seinen großen Durchbruch. In Netflix‘ neuster Eigenproduktion sehen wir den französischen Komiker als charmanten Gentlemen-Dieb.

Von Räubern gibt es viele Arten auf der Welt, doch Anstand haben die wenigsten. Anders ist das bei Arsène Lupin. Die Romanfigur des Autors Maurice Leblanc ist ein Mann mit Stil und Charme – ein Gentleman eben. Jene Figur ist es, die Assane in seinem Leben inspiriert. Seit dem Tag, an dem er von seinem Vater das Buch über Lupin geschenkt bekommen hat, will er sein, wie er.

Seinem Vater kann er sein Können leider nicht mehr beweisen. Als ihm ein vermeintlicher Diebstahl eines millionenteuren Colliers unterstellt wird, erhängt sich der Chauffeur in aller Not im Gefängnis. Sein Hals über Kopf unterzeichnetes Geständnis bringt den Fall schnell schon in die Akten. Doch gefunden wurde das diamantenbesetzte Collier nie.

Viele Jahre später ist Assane nun ein erwachsener Mann, von seiner Frau geschieden mit einem gemeinsamen Sohn. Seinen Platz in der Welt sucht er noch vergebens, doch sein neuer Putzjob im Louvre scheint seinem Leben einen neuen Sinn zu verleihen. Bei einer Auktion erspäht er dort die einst verschollene Halskette und schmiedet einen raffinierten Plan, um seinen Vater zu rächen.

Waisenkind statt reicher Typ

Von Monokel, Zylinder und Gehstock fehlt bei der Netflix-Adaption jede Spur. George Kay („Criminal“) transportiert den Gentlemen-Gauner in eine moderne Zeit und leiht sich nur die Grundprinzipien aus den Büchern. Genau genommen ist George Kays Inszenierung sogar das genaue Gegenteil von der Vorlage. Der einst als hochgebildet inszenierte Dieb, der an der Spitze der Gesellschaft steht, fängt nun von ganz unten an. Als Waisenkind mit senegalesischem Hintergrund hat es Assane, auch in der heutigen Zeit nie einfach.

Anleihen nimmt sich „Lupin“ dabei aus diversen Genre-Vertretern. Gerade die erst später in der Folge aufgelösten Tricksereien erinnern stark an Filme wie etwa „Oceans 11“. So kann man als Genre-Kenner mal in Déjà-vus schwelgen oder sich eben schnell gelangweilt fühlen. Die Twists der Serie halten sich an manchen Teilen zu stark an bereits bekannten Filmen auf und sind daher leicht vorhersehbar. Dass es sich um einen Trick handelt, wenn sich der Protagonist (erwartungsgemäß fingiert) noch inmitten der ersten Staffel erhängt, dürfte wohl keinen überraschen.

Fazit:

Insgesamt wird in „Lupin“ viel mit Referenzen von vergangenen Heist-Filmen gearbeitet. Das wirkt zum einen sehr vertraut, bietet allerdings auf Dauer wenig Raum für Innovationen. Gerade im Hinblick auf den Cast ist das sehr schade. Wie bereits in „Ziemlich beste Freunde“ spielt Omar Sy seine Rolle fantastisch und sein Charme trägt einen durch die Episoden hinweg. Dennoch lässt sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich „Lupin“ anfühlt, als hätte man ein als Film geplantes Projekt zur Serie ausgebaut. Für Heist-Fans macht die Serie unterm Strich dennoch viel Spaß und macht Hoffnung auf eine noch bessere zweite Staffel.

Gesprächswert75%

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