Die Wiege der Komik
Schauspieler werden immer wieder gerne gefragt, wie es dazu kam, dass sie Schauspieler wurden und nicht etwa Bankangestellte, Autoverkäufer oder Versicherungsvertreter. Denn normalerweise gehört neben einer gehörigen Prise Talent und Können auch immer das entscheidende Quäntchen Glück dazu, als Nachwuchs-Mime überhaupt erstmal die bloße Chance zu bekommen, sich in der Filmwelt einen Namen zu machen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Leute für sich zu interessieren, ist natürlich nicht planbar. Und so verdanken viele Hollywood-Größen ihre Karriere interessanten kleinen Zufällen, die sie auf die richtige Bahn Richtung Erfolg brachten, und von denen sie in Interviews gerne erzählen.
Bei Ben Stiller, der in der neuen Action-Komödie „Tropic Thunder“ sowohl eine Hauptrolle als auch die Regie übernahm, ist das alles total anders: Versetzt man sich in die Ausgangssituation, mit der sich das heute zu den echten Hollywood-Superstars zählende Multitalent in seiner frühesten Kindheit konfrontiert sah, würde man in einem Interview stattdessen wohl eher fragen: „Hat in Ihrem Umfeld jemals einer daran gezweifelt, dass Sie ein berühmter Comedy-Darsteller werden?“. Ja, Ben Stiller wurde der Schlüssel zu seiner glanzvollen Karriere gewissermaßen von seinen Eltern in die Wiege gelegt. Die beiden sind nämlich selbst begnadete Komiker und gehörten in den 1960er Jahren zu den bekanntesten Stars des US-Fernsehens.
Eine unerschrecklich witzige Familie
Bens Vater, Jerry Stiller, ist auch hierzulande den meisten ziemlich gut bekannt, wenngleich man ihn in der Regel viel eher als TV-Darsteller denn als Vater des weltberühmten Comedians identifiziert. Wer ihn nicht als „Frank Costanza“ aus der Sitcom „Seinfeld“ kennt, bei dem dürfte es spätestens klingeln, wenn er sich an die zuletzt gesehene Folge von „King of Queens“ erinnert: In über 150 Episoden der beliebten Serie spielte sich Jerry Stiller als liebenswert dauernörgelnder Kellerbewohner „Arthur Spooner“ in die Herzen der Zuschauer.
Dass in „King of Queens“ auch Bens Mutter, Anna Meara, zu sehen ist, wird viele noch weitaus mehr überraschen. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann Jerry, dessen Name immerhin regelmäßig im Vorspann auftaucht, hat sie dort nur eine sporadische Nebenrolle als Mutter des Underdogs „Spence“. Daneben kennen aufmerksame Zuschauer sie vielleicht auch als „Mary Brady“ aus einer Handvoll Episoden von „Sex and the City“.
Bei jemandem, der so „komische“ Eltern hat, liegt die Annahme nun recht nahe, dass auch aus ihm später mal ein Komödiant wird. Und was für einer! Dass jener steile Weg nach oben, den der heute 43-Jährige Ben Stiller in den letzten Jahren beschritten hat, aber natürlich nicht nur auf der Bekanntheit der Eltern aufbaut, dürfte jedem klar sein. Zum Glück haben Mutter und Vater ihr schauspielerisches Talent ganz eindeutig an ihn vererbt – wie übrigens auch an Bens Schwester Amy, die in „Tropic Thunder“ eine Nebenrolle spielt.
Komödiant aus Leidenschaft
Schon sehr früh entdeckte Ben seine Liebe zum Film. Bereits als Zehnjähriger führte er zusammen mit seiner Schwester im elterlichen Wohnzimmer Theaterszenen auf und drehte mit seiner Kamera kurze Filme. In den 1980er Jahren hatte Stiller erste bemerkenswerte Auftritte in TV und Kino, so spielte er unter anderem in Steven Spielbergs Monumentalfilm „Das Reich der Sonne“. Ab Mitte der 1990er bewies er sich zunehmend in größeren Rollen und wagte sich von nun an auch hin und wieder auf den Regiestuhl („Reality Bites“, „Cable Guy“, „Zoolander“).
Mit seiner Rolle des „Ted“ in der Komödie „Verrückt nach Mary“ schaffte Stiller 1998 den endgültigen Durchbruch und begann seinen Aufstieg zum Comedy-Superstar. Ob als tollpatschiger Schwiegersohn in spe („Meine Braut, ihr Vater und ich“), sich beruflich neu orientierendes Model („Zoolander“), stylischer Retro-Cop („Starsky & Hutch“) oder als Synchronstimme des Löwen Alex im Animationsfilm „Madagascar“ – mit jeder Rolle offenbarte er eine neue witzige Facette. In „Die Royal Tenenbaums“ bewies Stiller, der übrigens österreichisch-russische Wurzeln hat, dass er sich auch auf etwas subtilerem schwarzhumorigen Terrain wohlfühlt. Selbst für unsympathisch witzige Charaktere hat er etwas übrig, was er seinen Fans in „Voll auf die Nüsse“ in bisher eher ungewohnter Manier demonstrierte.
Mit „Tropic Thunder“ bekommen die Zuschauer nun am 18. September 2008 – sieben Jahre nach seiner ersten Doppel-„Rolle“ als Regisseur und Hauptdarsteller von „Zoolander“ – erneut das komplette Ben-Stiller-Paket. In diesem „Film im Film“ nimmt er das gesamte Hollywood-Business und auch den ein oder anderen Schauspielkollegen auf die Schippe. Rückendeckung bekommt Stiller dabei von Jack Black und Robert Downey Jr. Dieses Comedy-„Trio Infernale“ sorgt dafür, dass in „Tropic Thunder“ wirklich kein Auge trocken bleibt.
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